Kommt ein Schwergewicht durchs Fenster …

Tegel – Wie passt das Runde ins Eckige? Das fragten sich auch die Kollegen des Feuerwehrmuseums in Tegel, als es um den Einzug eines neuen Museumsstücks ging. Die Rede ist von einem Tragkraftspritzenanhänger (TSA) samt Zubehör aus der Feuerwehrgeräte-Fabrik Hermann Koebe in Luckenwalde, hergestellt Anfang des 20. Jahrhunderts – knallrot, nicht in Einzelteile zerlegbar und rund 800 Kilogramm schwer.

„Wir haben dieses Gefährt von den Berliner Wasserbetrieben erhalten, als sie ihre Ausstellung aufgelöst haben“, erklärt Stefan Sträubig, seit 2001 Leiter des Feuerwehrmuseums. Am 21. Juli, nach eineinhalb Jahren Vorplanung, war es dann endlich soweit: Ein Kran sollte den 3,30 Meter langen, 1,87 Meter hohen und 1,80 Meter breiten Koloss ins Museum in den zweiten Stock hieven – und zwar durchs Fenster. „Das war die einzige Möglichkeit, ihn in unsere Museumsräume zu kriegen“, sagt Sträubig. Weder der Aufzug noch das Treppenhaus wären eine geeignete Option gewesen. Zudem mussten für den Raum, in dem der rote Koloss künftig stehen wird, im Vorfeld statische Berechnungen getätigt und ein spezielles Podest gebaut werden.

„Im Vorfeld war eine Mulde mit schweren Ketten an einen Kran gehängt worden. Dann wurde der TSA hineingeschoben und festgezurrt. Zentimeter für Zentimeter ging es dann in luftige Höhen und ans Fenster heran, durch das das Objekt in die Räume gezogen und geschoben wurde. Eine wahre Zirkelei – wie Sträubig erklärt: „Wir hatten dabei von der Höhe her nur zehn Zentimeter Luft, und so musste alles haargenau passen.“ Sechs Feuerwehrleute arbeiteten knapp zwei Stunden hochkonzentriert Hand in Hand, um das historische Objekt in die Museumsräume zu bugsieren. Nun ziert das neue Museumsexponat eine Ecke in der Ausstellung. „Ich freue mich sehr darüber, denn das Objekt ist das Bindeglied zwischen Kutschenrad und modernerer Fahrzeugtechnik und schließt in der Evolution unserer Ausstellung ‚Epochen der Entwicklungsgeschichte’ eine fehlende Lücke“, erklärt Stäubig.

Noch ist das Museum Corona-bedingt geschlossen. „Wir hoffen jedoch, dass wir bald wieder wenigsten für Einzelbesucher öffnen können. Dann können die Besucher auch den Tragkraftspritzenanhänger in der 800 Quadratmeter großen Ausstellung bewundern. fle

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.