Reinickendorfer Amtsarzt hält Corona-Infektionszahlen für unterschätzt

Bezirk – Deutlich mehr Infizierte als offiziell bekannt: Eine hohe Corona-Dunkelziffer hält der Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid für realistisch. Das sagte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa): „Wir gehen von einer viermal höheren Zahl Infizierter aus, als wir tatsächlich sehen.“ Wer sich jetzt in einer Menschenmenge bewege, habe deshalb ein höheres Infektionsrisiko als noch im Frühjahr.

Von Berlins Gesundheitsämtern würden nur noch Menschen mit Symptomen getestet, führte Larscheid aus. „Da ist die Positivrate naturgemäß etwas höher.“ Im Frühjahr seien viel breiter Menschen ohne Symptome getestet worden. „Das können wir uns jetzt überhaupt nicht mehr leisten.“ Bei manchen Laboren dauere es inzwischen drei bis vier Tage, bis ein Testergebnis vorliege, sagte Larscheid weiter, die Möglichkeiten seien ausgeschöpft.

Wer ein positives Testergebnis hat, bekommt in Reinickendorf inzwischen eine SMS, sofern es nicht um Risikogruppen geht. „Wir finden das nicht supercool, aber wir brauchen unsere Fachleute für die schweren Fällen“, so Larscheid im dpa-Interview. Wenngleich es in Alten- und Pflegeeinrichtungen der Hauptstadt derzeit noch ein geringes Ausbruchsgeschehen gebe, warnte er: „Aber es ist nur eine Frage der Zeit, da machen wir uns keine Illusionen.“

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.