„Kampf gegen den Tod verloren“

Waidmannslust – „Der Kampf gegen den Tod wird immer verloren – früher oder später …“ So beginnt eine Sonder-Email des Reinickendorfer Vereins Haiti Care e.V. Barbara Kaasch, die mit ihrem Mann Michael den Verein im Jahr 1992 gründete, um vor allem den Kindern im vom Erdbeben zerstörten Inselstaat zu helfen, starb am 28. Juli im Alter von 72 Jahren nach schwerer Krankheit. Nicht nur die Familienangehörigen und engen Freunde, sondern auch die Kinder im fernen Haiti trauern um die engagierte Reinickendorferin.

Begonnen hat alles mit dem gemeinsamen Patenkind Natacha Marseille. Das Reinickendorfer Ehepaar hat sie in ihrem Land erstmals 1989 besucht und wollten helfen: So gründeten die engagierten Kaaschs 1992 ihren eigenen Verein Haiti Care e.V. Als erstes bauten sie eine eigene Schule mit Krippe und Kindergarten auf, die bis 1995 bereits auf 200 Schüler angewachsen war. Dann kam eine Näh- und Computerschule hinzu. Hilfe zur Selbsthilfe war die Devise. Und sie brauchten für ihr Hilfsprojekt in Haiti dringend einen Ansprechpartner vor Ort, und als Natacha erwachsen war und aus dem SOS-Kinderdorf-Projekt ausschied, wurde sie kurzerhand als Sekretärin für Kommunikation und Patenschaften in der Schule eingesetzt.

Natacha bildete sich fort, lernte spanisch, bestand die Aufnahmeprüfung an der Uni und erhielt ein Stipendium der Montessori-Stiftung. In nur einem Jahr absolvierte sie ein dreijähriges Studium und baute 2004 ihre eigene Schule auf – mit anfangs zehn Kindern. Später wurden hier 200 Kinder im Alter von eineinhalb bis 13 Jahre von insgesamt 30 Angestellten beaufsichtigt, versorgt und unterrichtet. Hinzu kam ein Waisenhaus. Auch eine Zisterne wurde gebaut – mit Hilfe der „Engineers without Borders“ aus Karlsruhe. Dann kam im Januar 2010 das Erdbeben. Dies hat die Ärmsten der Armen noch ärmer gemacht. Und auch das Projekt der Kaaschs hat gelitten. Das Schulgebäude ist zusammengebrochen. Aber die Schule wurde wieder aufgebaut, und sogar eine Caféteria eröffnet. Ein Waisenhaus kam hinzu, zudem Kita und Krippe.

Dann kam Hurrikan Mathew und hat erneut Teile von Haiti zerstört. Doch die Kaaschs ließen sich nicht unterkriegen. Mit ihrem kleinen Verein sammelten sie immer wieder Spenden und vergrößerten ihre Schule.

Barbara Kaasch ließ sich nicht entmutigen und arbeitete intensiv daran, dass noch weiteren Kindern geholfen werden konnte. Ihre Schützlinge kamen immer an erster Stelle. Und so trauert um ihren Tod auch ihre „zweite Familie in Haiti“ – bestehend aus den Kindern der Schule in Haiti – allen voran Patenkind Natacha. Doch sie wird als Ehefrau, Mutter, Oma, Freundin und engagierte Kämpferin in Erinnerung bleiben. fle

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.