Darf´s ein bisschen mehr sein?

Glienicke hat ein großes Herz für die Kunst. In der letzten Sitzung der Gemeindevertreter im alten Jahr beendeten die Parlamentarier die monatelang sehr hitzig geführte Diskussion mit einem „Weihnachtsgeschenk“ an die Künstlerin Christine Gersch: Nachschlag für ein nicht bestelltes Kunstobjekt.

Die Vorgeschichte: Die Künstlerin hatte der Gemeinde ein Kunstwerk „Mosaik-Ensemble“ für den Platz zwischen Rathaus und Friedhof – nach der französischen Partnergemeinde „Parc de Plobennac-Lesconil“ benannt – angeboten. Das Ensemble bestand aus den Einzelteilen Sofa, Tisch, Hocker und einem Sessel. Dafür gab es einen Auftrag von der Gemeinde. Die Künstlerin hatte abweichend vom Auftrag auf eigenes Risiko und ohne diesen Nachtrag zu beantragen, zusätzlich einen zweiten Sessel angefertigt, da die Sitzgruppe aus ihrer Sicht ohne diesen unvollständig wäre. Die künstlerische Sicht kann nachvollzogen werden, da es sich bei dem Kunstwerk um eine Bereicherung des öffentlichen Raumes handelt. Die wirtschaftliche Sicht erscheint jedoch riskant und problematisch: „Mehr liefern und nachträglich fordern“? Der fiskalische Aspekt unterliegt eigentlich strengen gesetzlichen Regeln, sodass für Sonderprojekte die Möglichkeit der Anträge über bürgerabstimmungsbedingte Finanzierungen geschaffen wurde.

Die Künstlerin bot lediglich für die nachträglich eingereichte Rechnung über 7.500 Euro für den entstandenen „Irrtum“ einen Preisnachlass von 10 Prozent an. Dieser Vorschlag wurde in der Gemeindevertreter-Versammlung vom 15. Dezember – vielleicht in weihnachtsmilder Stimmung – mit elf-Ja-, acht-Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen angenommen. Bleibt zu hoffen, dass dieses Verfahren nicht Schule macht und die Steuergelder der Gemeinde nicht von weiteren „künstlerischen Irrtümern“ heimgesucht werden, die auf Gleichbehandlung pochen.

kbm

Andrea Becker