Deckel-Aktion beendet

Heiligensee – Im Foyer der Otfried-Preußler-Grundschule stand bis Herbst vergangenen Jahres ein Behälter, in den Plastikdeckel beispielsweise von Milchkartons eingeworfen werden konnten. Initiiert von Schülern der Klasse 5c wurde mit dieser Sammlung der Verein „Deckel drauf“ unterstützt.

Nun ist der Behälter verschwunden, und eine kürzlich versandte E-Mail der Schulleitung an die Eltern brachte Aufklärung: Die Sammelaktion für das Projekt „500 Deckel für ein Leben ohne Kinderlähmung“, das 2013 begann, wurde Mitte 2019 eingestellt.

Dabei war der Erfolg beachtlich: Mit dem Erlös von 270.000 Euro durch den Verkauf von über 665 Millionen Deckeln an einen Verwerter konnten weltweit mehr als 1.331.022 Schluckimpfungen gegen Kinderlähmung finanziert werden.

Die Gründe für die Beendigung der Aktion sind vielfältig. Der Verein benennt zum einen die gesunkenen Preise für Sekundärrohstoffe. „Es kann daher nicht sichergestellt werden, dass wir auch in Zukunft die Erlöse erzielen, die erforderlich sind, um das Motto der Sammlung zu erfüllen”, heißt es auf der Webseite des Vereins.

Hintergrund dieser Preisentwicklung seien Marktverschiebungen, die durch das chinesische Importverbot für Kunststoffabfälle ausgelöst worden seien. Es sei eine so große Menge auf dem Markt, dass auch die gute Qualität der gesammelten Deckel auf dem deutschen Markt nur schlechte Preise erzielte.

Außerdem hat die EU festgelegt, dass künftig die Deckel fest mit den Flaschen verbunden sein müssen. Dem Verein wäre also mittelfristig das Sammelmaterial ausgegangen.

Aber auch Personalengpässe führten zu dem Entschluss, die Sammelaktion zu beenden: „Wir sind vom Erfolg überrollt worden. Das Projekt ist inzwischen so groß geworden, dass es für eine handvoll Ehrenamtliche in ihrer Freizeit nicht mehr ordentlich betrieben werden kann. Wir waren bereits seit langer Zeit eigentlich dauerhaft im Einsatz, egal ob tagsüber in den Pausen, nach Feierabend, an den Wochenenden, Feiertagen oder auch im Urlaub. Leider ist nun der Punkt erreicht, an dem wir, auch aufgrund zwischenzeitlicher Veränderungen im Beruf und im Privaten, es einfach nicht mehr schaffen. Viele haben das in den letzten Wochen bemerkt, Bestellungen dauerten länger, Antworten blieben länger aus und der Facebook-Account wurde seltener aktualisiert. Wir sind vom Erfolg überrollt worden.

In der E-Mail der Schulleitung der Otfried-Preußler-Grundschule hießt es am Schluss: “Ein herzliches Dankeschön gilt Frau Behrend und Frau Steinert, die für den reibungslosen Ablauf zuständig waren und der Klasse 5c, die die Aktion in der Schule bekannt gemacht haben.”hb

Andrea Becker