Prof. Hans-Peter Lühr beim Rundgang mit den TeilnehmernFoto: kbm

Die Blauen Augen Frohnaus

Frohnau – Die „Blauen Augen“ von Frohnau – das sind 21 besondere Gewässer in der Gartenstadt. Der Vorsitzende des Bürgervereins Frohnau, Dr. Carsten Benke, begrüßte am 14. Oktober etwa 40 Interessierte an diesem Thema.

Prof. Hans-Peter Lühr führte den Rundgang zum Thema „Die Blauen Augen von Frohnau – Geschichte und Perspektiven der Niederschlagsentwässerung in der Gartenstadt“. Schon der Treffpunkt war besonders: Die Rotunde am Edelhofdamm ist einer der ursprünglichen 19 Versickerungsteiche; nur hier findet sich ein Einlauf vom Straßenwasser in den Teich. Ein Schild „Brix-Genzmer-Park“ weist auf die beiden Gartenarchitekten hin, die 1908 das heute noch sehr gut funktionierende Niederschlagswasser-Managementsystem erfanden, ein System, das einzigartig auf der Welt ist.

Bei der Gründung der Gartenstadt bestand das Hauptinteresse daran, Grundstücke an vermögende Berliner zu verkaufen. Guido Graf Henckel Fürst von Donnersmarck hatte 3.000 Morgen Wald der Stolper Heide erworben und der ihm unterstehenden „Berlin Terrain-Centrale GmbH“ überlassen. Da die nächsten Gewässer Havel und Briese einige Kilometer entfernt sind, suchten die Gartenarchitekten nach einer Lösung für das Regenwasser im öffentlichen Raum. Sie planten für die neu anzulegenden Straßen den Verlauf so, dass sie dem natürlichen Weg des Wassers folgen und das Niederschlags-Wasser am tiefsten Punkt in einen Teich versickert.

Zu dieser Zeit wurden üblicherweise nur Gebäude aller Art geplant. Eine Planung für die Abwasserwirtschaft im öffentlichen Raum war ein Novum. Gartenarchitekt Brix erfand diese geniale Konstruktion, die heute noch sehr gut funktioniert. Zu den ursprünglich angelegten 19 Teichen kamen in der Neuzeit lediglich zwei hinzu, die Prof. Lühr in seinem Vortrag als unnötig bezeichnet.

Er hatte mit anderen Anliegern massiv dagegen gekämpft, für den „Edelteich“ am Edelhofdamm 16 gesunde Bäume zu fällen, weil die Grünalge zwischen den beiden ursprünglichen Einbahnstraßen genügend Versickerungsfläche bietet. Der ursprünglich für den Wasserablauf wichtige Straßenbelag mit Kleinstein-Pflaster wurde für die jetzt umgebauten Fahrradstraßen durch Asphalt ersetzt. Damit trotzdem Regenwasser abfließen kann, wurden Wassersperren eingerichtet, deren Zulauf von der Straße sehr schmal ist.

Die Zuständigkeit für die Pflege der 21 Versickerungsteiche hat in der Vergangenheit nach der Privatisierung der Berliner Wasserwerke zu Kompetenz- und Abstimmungsschwierigkeiten zwischen Senat, Bezirk und Wasserwirtschaft geführt. Prof. Lühr führte aus, „dass man jetzt auf einem guten Weg sei.“

Der Bürgerverein lädt am 21. November, 19 Uhr, zum nächsten Streifzug ein. Als Gastredner spricht Derk Ehlert, der Wildtierbeauftragte Berlins, zum Thema „Wildtiere in der Stadt“. Ort: „Haus Friedenshöhe“ am Sigismundkorso 68-70. kbm

Astrid Greif