Ein Lebenstraum ist zerplatzt

Hermsdorf – „Ich hatte gedacht, das funktioniert hier bis zur Rente“, erzählt Karsten Misigaiski. Der 53-Jährige betreibt – betrieb, muss man mittlerweile sagen – eine gut gehende Autowerkstatt unter dem Dach der Tankstelle an der Kreuzung Hermsdorfer Damm/Frohnauer Straße. Das ist vorbei. Im November vergangenen Jahres erhielt er, fristgerecht und ohne Begründung, die Kündigung seitens der Tankstellenpächterin. Im März muss er raus. „Das kam für mich völlig unerwartet“, berichtet Misigaiski.

Alle Versuche, den Auszug zu verhindern, führten zu nichts. Auch Kunden hatten sich an den Mineralölkonzern, zu dessen Kette die Tankstelle gehört, gewandt. Vergebens. „Ich habe versucht zu reden. Aber es lässt keiner mit sich reden“, beklagt sich der gestandene Kfz-Handwerker. Aus der für Deutschland zuständigen Pressestelle des weltweit agierenden Treibstoffhändlers lässt man lediglich durchblicken, dass man wohl seine Gründe für die Kündigung habe, sich aber aus persönlichkeitsrechtlichen Umständen nicht zu dem konkreten Fall Karsten Misigaiski äußern wolle.

Der hat eine Vermutung: „Die streben eine andere Nutzung an, die mehr in Richtung Wagenpflege geht und eben keine Werkstatt.“ Davon will man in der Pressestelle des Mineralölkonzerns nichts wissen.

Wie dem auch sei, für Misigaiski ist die Kündigung ein harter Schlag. „Finde ich nichts, ist das das wirtschaftliche Aus. Einen Plan B habe ich nicht“, so seine Worte. Der gelernte Kfz-Elektriker hatte sich mit der Werkstatt einen Lebenstraum erfüllt, vorausschauend Anfang der 1990-er Jahre seinen Meister gemacht und wechselte nach 19 Jahren bei einem großen Autohändler in Hennigsdorf, wo er auch herkommt, nach Hermsdorf. Alles lief prima und von Jahr zu Jahr besser. „Ich hatte mein Auskommen, vor allem aber sehr gute und liebe Kunden“, schaut Misigaiski zurück.

Diese schätzen insbesondere die Breite seiner Dienstleistungen, vom Auswechseln einer Glühlampe bis zu umfassenden Reparaturen. Gegebenenfalls, etwa bei Unfallschäden, half der Auto­klempner weiter, mit dem Misigaiski zusammenarbeitet. Im vergangenen Jahr hatte er noch groß in einen neuen Lichtprüfstand investiert, um weiterhin die DEKRA-Hauptuntersuchung anbieten zu können. Da hatte es gesetzliche Änderungen gegeben.

Das sollte nun alles vergebens gewesen sein. Bei über 15 Tankstellen hat er es versucht. Nirgends war ein neuer Platz für seine Werkstatt zu finden.

So schien es, denn zu guter Letzt und fast unerwartet hat sich in Rosenthal eine Möglichkeit gefunden, wo Meister Misigaiski künftig in eigener Werkstatt für seine Kunden da sein wird: „Aber das war eine sehr komplizierte Geschichte.“

Lutz Teiche

Andrea Becker