Ein altes Gebäude mit heruntergekommenen Fassaden.
Foto: fle

„Eine Bruchbude!“

Remise auf dem Gelände der Feuerwache Hermsdorf verfällt

Hermsdorf – Das Dach ist marode, die Schindeln teils heruntergefallen, und an manchen Stellen droht es einzubrechen. Die Fassade ist abgeblättert, und im Innern wachsen kleine Bäume. Die Remise auf dem Gelände der Feuerwache Hermsdorf ist in einem sehr desolaten Zustand. Dort, wo vor mehr als 100 Jahren Pferde untergebracht waren, die die Handdruckspritzen-Wagen oder Drehturmleiter zogen, scheint die Zeit stillzustehen. Das Gebäude verfällt seit Jahren immer mehr.

Doch nun ist eine Rettung in Sicht: Nachdem sich das Bezirksamt für den Erhalt der Remise engagiert hat, soll im zweiten Quartal 2024 zunächst eine Sicherung des Gebäudes erfolgen. Gleichzeitig hat der Bezirk die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) bei der Suche nach Fördermitteln für eine spätere Sanierung unterstützt. Mit Erfolg: Die BIM hat jetzt einen Antrag auf Förderung durch die Denkmalschutz-Sonderprogramme des Bundes gestellt. Hieraus kann eine Sanierung der Außenhülle kofinanziert werden. 

„Die Remise ist genauso alt wie die die Feuerwache Hermsdorf, nämlich 1913 erbaut“, erklärt Wachleiter Clemens Zander. „Im Mittelteil mit dem hohen Giebel hat bis 1964 der Dienststellenleiter im Obergeschoss in seiner Dienstwohnung gewohnt, während unten noch Platz für Gerätschaften war.“ In den Anbaugaragen sei wohl Geschirr und Heu für die Pferde gelagert worden. 

Clemens Zander, Foto: fle

Doch seit 35 Jahren hat sich an und in der Remise nichts getan. Zander kenne das Gebäude noch als sehr junger Feuerwehrmann. Da sei es auch schon „eine Bruchbude gewesen – im wahrsten Sinne des Wortes“. Im Erdgeschoss, der noch nicht ganz marode war, hatten die Kollegen sich einen Sportraum eingerichtet. Doch auch das wurde später eingestellt. „Seit etwa 15 Jahren ist das Gebäude ganz gesperrt, da auch Teile der Decken brüchig sind“, weiß der Wachleiter. Von daher sei es auch eine Mammutaufgabe, das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wieder herzurichten. „Im letzten Quartal 2022 waren die Untere und Obere Denkmalschutzbehörde mit der BIM vor Ort und hat das Gebäude besichtigt. Dabei wurde festgelegt, dass das es auch aufgrund des Ensemblecharakters mit der Feuerwache erhalten werden muss – und hat der BIM bestimmte Auflagen erteilt.“ Nun kommt Fahrt in die Sache: Zunächst wird ein Gerüst aufgebaut, das das gesamte Gebäude abdeckt. Das sei so konzipiert, dass darunter auch saniert werden kann – unabhängig vom Wetter.

Die Remise der Feuerwache dokumentiert nicht nur die Geschichte der dortigen Feuerwehr, sondern der vielen Feuerwehrgebäude, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden sind. Der Standort erzählt auch die Geschichte, wie sich die Mobilität der Feuerwehr von den Pferdekutschen bis zu den hochtechnisierten Fahrzeugen entwickelt hat. Davon gibt es nicht mehr viele Zeugnisse, die wie in Hermsdorf in einem kompletten Ensemble mit der ursprünglichen Nutzung noch vorhanden sind.

Auf der Feuerwache Hermsdorf arbeiten 68 BeBerufsfeuerwehrleute; hinzukommen 30 Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr, die die Remise gern nutzen würde.Die  30-köpfige Jugendfeuerwehr ist wegen Platzmangel nach Lübars in die ehemalige Feuerwache ausgelagert worden.

Christiane Flechtner

Christiane Flechtner ist seit mehr als 30 Jahren als Journalistin und Fotografin in Reinickendorf und auf der ganzen Welt unterwegs. Nach 20 Jahren bei der Lokalzeitung Nord-Berliner ist sie seit der ersten Ausgabe mit im Team der Reinickendorfer Allgemeinen Zeitung und anderer Verlagsmedien. Sie arbeitet außerdem als freie Journalistin und Fotografin bei „Welt“, Berliner Zeitung und anderen Zeitungen in Deutschland, Österreich und Luxemburg sowie für u. a. Reise-, Wander- und Tiermagazine.