Gekämpft und gewonnen!

Reinickendorf/Berlin – „Wir sind mit dem Rücken an die Wand getackert!“ Noch vor zwei Wochen äußerte Norbert Raeder mit diesem Satz seinen Unmut über das Verbot, Berlins Kneipen zu öffnen. Die Ungleichbehandlung gegenüber den Restaurants war es, die den Inhaber des Kastanienwäldchens, einer Kneipe, Tanzbar und Eventlocation an der Residenzstraße 109, ärgerte. „Die Kneipen könnten genauso die vorgegebenen Vorschriften erfüllen, warum sollten sie dann nicht auch öffnen dürfen?“, fragte er sich. So organisierte er Unterschriftenlisten, schrieb einen offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister von Berlin (die RAZ berichtete) und reichte sogar Klage ein.

Um seinem Ärger auf andere Art Luft zu machen, rief er alle Kneipenbesitzer auf, am 25. Mai ab 14 Uhr zu demonstrieren – natürlich aufgrund von Corona nicht gemeinsam an einem Ort, sondern verteilt vor jeder einzelnen betroffenen Kneipe. So schrillten am Montagnachmittag Trillerpfeifen, und es leuchteten Plakate an kleineren und größeren Stamm-, Eck- und Raucherkneipen in ganz Berlin und auch im Fuchsbezirk. Immer wieder ertönten Rufe, Trillerpfeifen und lautes Klatschen für Norbert Raeder. Auch vor Ort am Kastanienwäldchen: jede Menge Presse und ein Fernsehteam der Berliner Abendschau. Drei Tage später war der Jubel groß: „Der Senat ist eingeknickt und hat heute in einer Sondersitzung, die wir definitiv erkämpft haben, beschlossen, dass unsere Kneipen am 2. Juni wieder öffnen dürfen“, freute sich Raeder. Für ihn selbst bedeutet dies allerdings noch lange keine Normalität. „Da das Kastanienwäldchen zu 95 Prozent von der Live-Musik und vom Tanzen lebt, müssen wir uns weiterhin gedulden.“

Dennoch sei die Öffnung ein riesiger Schritt, „und ich und meine Mitarbeiter freuen uns sehr“, sagt er. Das Kastanienwäldchen öffnete dann nicht gleich am 2., sondern am 5. Juni wieder seine Türen. „Kämpfen können wir! Nun geht es darum, unsere Seele wieder in Einklang zu bringen“, sagte er abschließend. fle

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.