fünf Menschen nebeneinander
Mitarbeiter der Berliner Feuerwehr und Rettungsakademie. Foto: bs

Letzte Standortkonferenz zum Tegeler Flughafen

Kreuzberg – Es ist die 10. Standortkonferenz zur Vorbereitung der Öffentlichkeit auf die Nachnutzung des Flughafens Tegel. Und es soll die letzte sein. Wenn der BER Ende Oktober eröffnet wird, sollen die Baumaßnahmen auf dem dann geschlossenen Flughafen Tegel im Mai 2021 beginnen. Zeit genug hatten alle, sich bei den vielen Pleiten, Pech und Pannen rund um den BER auf den Baubeginn vorzubereiten. „Es passiert jetzt endlich“, frohlockt der Geschäftsführer von Tegel Projekt, Philipp Bouteiller, als er die 1000 Besucher im historischen Kühlhaus am Gleisdreieck begrüßt.

Auf dem Tegeler Flughafengelände sollen etwa 10.000 neue Wohnungen gebaut und die „Urban Tech Republic“ gegründet werden. Letztere wird Platz für Unternehmen, Start-ups und die Beuth Hochschule haben. Auch Werkstätten wird es geben, „wenn’s dann mal gröber wird“ erklärt Pia Laube, „Chief Community Officer“ von Projekt Tegel. In ihrem Vortrag wimmelt es von englischen Begriffen. Auf gut Deutsch gefragt, für wie wahrscheinlich sie es hält, dass es nun wirklich pünktlich losgeht, sagt sie: „Jetzt wird es ganz, ganz ernst. Der BER öffnet zu 100 Prozent im Oktober.“

Die Berliner Feuerwehr ist auch mit einem Stand auf der Konferenz vertreten. Andreas Schmiegel plant die Umsiedlung der Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienst-Akademie von dem ehemaligen Kasernengelände in Schulzendorf in die Hangars von Tegel. Er brennt vor Ehrgeiz, auch wenn der offizielle Zeitplan erst den Umzug für 2027 vorsieht. Für ihn könne das „eigentlich sofort“ passieren, so sehr freut er sich auf Tegel. Ob er noch Probleme mit dem BER als Voraussetzung für die Nachnutzung von Tegel sehe, antwortet er: „99,9 Prozent, dass alles so klappt.“ Die Standortkonferenz findet auf drei Ebenen im alten Kühlhaus statt. Ganz oben haben sich die „DroneMasters“ breitgemacht. Als junges Unternehmen, das über den Einsatz von Dronen berät, möchten sie möglichst bald vom Oranienplatz nach Tegel ziehen. Um das Publikum zu unterhalten, haben die Spezialisten einen Parcours aufgebaut, wo Jung und Alt mit ferngesteuerten Fluggeräten um Hindernisse kurven können. Der Geschäftsführer Frank Wernecke ist bei der Einschätzung, ob der BER es nach den vielen Enttäuschungen nun wirklich im Oktober schafft, schon etwas vorsichtiger: „90 Prozent.“

Christine Lüer ist einfache Besucherin und überrascht, dass „es so voll ist“ auf der Informationsveranstaltung. Sie hat früher in Reinickendorf gearbeitet und lebt heute in Tempelhof. Wäre es nach ihr gegangen, hätten weder der Flughafen Tempelhof geschlossen, noch würde der Tegeler Flughafen seinen Dienst aufgeben. „Gerade die West-Berliner Bevölkerung hat einen besonderen Bezug“ zu diesen beiden Flughäfen sagt sie nachdenklich. Aber jetzt schaut sie sich mit ihrem Mann alles neugierig an, was für Pläne es von Tegel Projekt gibt.

Auch an diesem Tag wird über den Regierungsflughafen im Norden des Geländes gesprochen, der erst 2029 schließen soll. Staatssekretär Frank Nägele aus der Senatskanzlei Berlin betont, dass dies „nicht der Bereich ist, der uns unmittelbar untersteht“. Er weist aber darauf hin, dass es sich nur um Hubschrauber handele, die „nicht die großen Einflugschneisen“ brauchen. Sie würden die Planung für den anderen Teil des dann ehemaligen Flughafens nicht weiter behindern.

Tegel Projekt-Geschäftsführer Boutellier ist in seinem Optimismus allemal nicht mehr zu bremsen. Er sieht sein Projekt als „Kristallisationspunkt“ von Berlin, in den „12 Milliarden Euro in den nächsten 20 Jahren investiert“ werden. Er ruft in die Besuchermenge: „Der Berliner Nordwesten kommt!“ Sein Pressesprecher Hans Peter Koopmann pflichtet bei: „Wir können sicher davon ausgehen, dass der BER am 31. Oktober ans Netz geht.“ Auf eine Prozentzahl, dass das wirklich so geschieht, will er sich jedoch nicht einlassen: „Ich bin kein Zocker.“

bs

Andrea Becker