„Notizen gegen das Vergessen“

Märkisches Viertel – Im Befehlston wurden die Besucher in der Gemeinschaftsschule Campus Hannah Höch begrüßt. Streng wiesen „Aufseher“ – Schüler – sie an, wie sie sich anstellen sollten, durch welche Tür sie den Saal betreten durften. Linke Tür, rechte Tür – in diesem Fall führten glücklicherweise beide zur Eröffnung der Ausstellung „Notizen gegen das Vergessen“. Die Gäste sollten sich auf sehr beklemmende Art an die Selektion im Konzentrationslager Auschwitz erinnert fühlen.

Bereits seit drei Jahren bietet der Campus Hannah Höch und die Paul-Löbe-Schule für interessierte Schüler eine Gedenkstättenfahrt ins ehemalige Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau an. 34 Jugendliche aus den neunten und zehnten Klassen sowie sieben Betreuer verbrachten im Dezember 2019 drei Tage in Polen.

Zu den Erlebnissen und Erfahrungen entwickelten die Künstler Maxi Hirthe und Clemens Leuschner mit den Schülern gemeinsam eine Ausstellung, die am 27. Januar – dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus – eröffnet wurde. Ihre Eindrücke während der Reise hatten die Schüler in Tagebüchern festgehalten. Auszüge daraus lasen sie im abgedunkelten Ausstellungsraum vor und schrieben Zitate auch auf eine „Denkwand“. „Im Unterricht bleiben der Nationalsozialismus und seine Folgen abstrakt. Außerschulische Lernorte bringen den Jugendlichen Geschichte näher“, erklärt Liesa Posywio, Lehrerin am Campus.

Die Teilnahme an der Fahrt war freiwillig und erforderte von den Schülern auch einen großen Einsatz in ihrer Freizeit. So nahmen sie im Vorfeld an Vorbereitungsworkshops teil, in deren Rahmen sie unter anderem mit der Zeitzeugin Ruth Winkelmann sprachen. „Das war sehr gut. Dadurch waren wir schon vorgewarnt, was auf uns zukommt“, so die 15jährige Joleena Woch. „Dennoch herrschte bei der Ankunft in Auschwitz schon ein komisches Gefühl“, erzählte die 16-jährige Schülerin Laura Weiß und erinnerte sich besonders an eins: „Diese Masse an Schuhen. Das war sehr beeindruckend. In der Schule hören wir nur die Zahlen. Nachdem wir jetzt gesehen haben, wie groß das alles war, können wir uns das erst wirklich vorstellen.“ Jüngeren Klassen empfehlen die beiden Campus-Schüler mit Blick auf das Projekt: „Auf jeden Fall mitmachen!“ dsd

Andrea Becker