Plattform: Helfen.Berlin.de

Reinickendorf – Normalerweise betreibt Karsten Kossatz seine Werbeagentur „Plain“ in der Nordlicht­straße. Aber die besonderen Zeiten befördern auch besondere Ideen. Mit Freunden hat er die Plattform www.helfen.berlin ins Netz gestellt, um Gutscheine für geschlossene Lieblingsorte zu verkaufen. Die Geschäfte müssen sich auf der Website registrieren. Der Erfolg ist überwältigend.

Was ist Helfen.Berlin?

Helfen.Berlin ist eine Plattform, auf der man Gutscheine für seine Lieblingsorte kaufen kann. Diese kann man nach der Krise einlösen. Helfen.Berlin ist eine non-profit-Initiative.

Wie erfolgreich ist die Plattform?

Viel, viel, viel erfolgreicher als wir es jemals für möglich gehalten hatten. Als wir Mitte März an den Start gingen, haben wir uns selbst gesagt: Ja, wenn wir 20.000 Euro an Gutscheinen verkaufen, dann können wir das Ganze als Erfolg verbuchen. Nach nur knapp einem Monat sind bereits Gutscheine im Wert von mehr als einer Million Euro verkauft worden. Ich bin unfassbar glücklich, in was für einer tollen Stadt wir leben, wo sich die Menschen gegenseitig unterstützen und sie auch bereit sind, ihren Lieblingsorten zu helfen.

Für welche Lieblingsorte können Gutscheine gekauft werden?

Für jedes, dass sich bei uns registriert hat. Viele Restaurants, Bars, Clubs, Cafés, aber auch Buchläden, Yogaläden oder Friseursalons. Theater und Museen sind auch dabei. Inzwischen sind es mehr als 2.400 Lieblingsorte, die sich bei uns registriert haben.

Sind auch Unternehmen aus Reinickendorf dabei?

Ja. Wir haben zum Beispiel „Orient Kitchen“, „Café La Femme“, „Landhaus Hubertus“ und das „Holiday Spa“.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Ich habe ganz viele Freunde und Bekannte, die in der Gastronomie arbeiten oder selbst kleine Cafés und Clubs betreiben. Die haben mir alle gesagt, lange halten wir das nicht durch und werden Insolvenz anmelden müssen. Dann habe ich mir gedacht, das ist super schade für die, aber eigentlich ist es auch super schade für mich, wenn meine ganzen Lieblingsorte weg sind. Die machen einen so großen Teil meines Lebens aus, dass ich auf sie nicht verzichten will nach der Krise.

Wer hat die Seite gebaut?

Ganz viele Freunde von mir. Insgesamt sind wir jetzt schon mehr als 30 Leute, die an dem Projekt arbeiten. Einige haben sich auch einfach so auf unsere Aktion gemeldet und gesagt: Ich möchte helfen. Das ist wirklich eine Initiative aus der Zivilgesellschaft.

Wie finanzieren Sie sich?

Gar nicht. Tatsächlich verdienen wir daran keinen Cent, keiner verdient irgendetwas. Das ist auch gut und richtig so, weil es in dieser Krise einfach mal nicht darum geht, Geld zu verdienen, sondern andere Menschen zu unterstützen und deren Geschäfte zu retten. Alle, die mitarbeiten, helfen mit ihrer Zeit, die sie entbehren können und in der sie kein Geld verdienen müssen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Interview Bertram Schwarz

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.