Tegel – Vor der Sechserbrücke hat’s gefunkt: Ebenso urplötzlich wie unerwartet erscheint das begehrte 5G-Zeichen für den ultraschnellen Handystandard. Völlig unspektakulär hatte sich beim Spätnachmittags-Spaziergang Richtung Sechserbrücke das 12er iPhone des RAZ-Reporters auf den neuen Mobilfunkstandard umgestellt. Ein wertvolles Glück im weitläufigen Fuchsbezirk, das dem Autor unweit von Alt-Tegel widerfuhr.
Denn trotz optimistischer Netzabdeckungs-Karte der Telekom und beschleunigtem Netzausbau sieht es im Flächenbezirk Reinickendorf über weite Strecken noch nicht nach „neuer Dimension von Geschwindigkeit“ (Telekom) aus. Bei einer Testfahrt vom Kurt-Schumacher-Platz über die Scharnweber- und Berliner Straße geht der ultraschnelle Standard erst in Höhe der Borsighallen auf Empfang und bleibt dann in größeren Teilen Alt-Tegels stabil. Auf der Rückfahrt über Wittestraße, Waldstraße, Lindauer Allee und Klemkestraße jedenfalls wieder Fehlanzeige.
Doch selbst dort, wo das neue Netz schon angezeigt wird, dürften herumstreifende Reinickendorfer noch nicht allzu viel vom neuen Funkstandard haben. Es sei denn, sie blicken statt auf die romantisch dahindämmernde Abendsonne in die strahlende Zukunft der 5G-Welt: „Nicht nur mehr Menschen, sondern auch immer mehr Geräte werden in Zukunft miteinander vernetzt. Dafür bietet 5G eine noch stabilere Verbindung und größere Bandbreite, Echtzeit-Übersetzung an jedem Ort oder bei autonomen Fahren – in Augmented Reality, Gaming, Tourismus und Social Learning. Kurzum: Mehr Echtzeit-Feeling“, verheißt die Telekom in flotten Worten.
Echtzeit? Trotz erheblicher Anstrengungen der Netzbetreiber brauchen Planungs- und Genehmigungsverfahren in Deutschland nach wie vor eine Weile: Außerdem dominiert auch im dürren Reinickendorfer Hier und Jetzt ein nur allzu bekannter Technik-Teufelskreis: Noch wenig verbreitete 5G-Handys und nachhinkender Netzausbau im innovationsängstlichen Deutschland machen die Entwicklung 5G-kompatibler Apps für potenzielle Entwickler derzeit nicht sonderlich attraktiv, was wiederum auf die Stückzahlen kompatibler Smartphones drückt …
Womöglich noch im Laufe dieses Jahres können sie dann „Blitzschnelle Downloads größerer Datenmengen sowie verzögerungsfreies Streaming von Filmen und Live-Events“ (Telekom) auch flächig erleben.
Doch es gibt nicht nur den Platzhirschen Deutsche Telekom. Auch die Wettbewerber Vodafone und Telefonica-O2 stricken beschleunigt am Schnellnetz. So hat Vodafone die ersten drei 5G-Stationen am Kurt-Schumacher-Damm, in der Scharnweber- und Graf-Haeseler-Straße 30 in Betrieb genommen. Die Schwabstraße in Reinickendorf-Ost soll bis Mitte 2021 folgen. Und Telefonica-O2 will es ab Mitte 2021 auch im Fuchsbezirk funken lassen.
Also mindestens dieses Jahr noch reichlich Gelegenheit für weitläufige Netz-Erkundungs-Spaziergänge.
du