Frohnau – Die Geschichte hinter dem Musical „Linie 1“ ist berlinweit bekannt: Das Mädchen aus der Provinz sucht den Rockstar Johnnie, in den es sich verliebt hat. Sie reist dabei mit der U1 nach Kreuzberg und trifft auf schillernde und andere Typen.
Die RAZ ist sechs Tage vor der Premiere zu Gast bei einer Probe und kann bestätigen: Was das Grips Theater seit 1986 aufführt, können auch die Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Schule Frohnau! Die Szene: Das Mädchen, das im Stück einfach „das Mädchen“ ist und im echten Leben Karoline heißt, sitzt traurig auf einer Bank in der U-Bahn, neben ihr lehnen zwei schwule Jungs aneinander. Da kommt Maria herein und singt „Hey du“. Bei „denn du bist schön, sogar schön, auch wenn du weinst“ hebt das Mädchen zögernd den gesenkten Kopf. Auch die Trauer werde vorbei gehn, „det weeß ick“. Maria wird ein Lichtblick für das Mädchen, taucht immer wieder auf. „Wir wurden gecastet für die Solistenrollen“, erzählt Magdalena, die Maria spielt. Sie besucht seit über einem Jahr privat Gesangsunterricht.
„Wir führen alle zwei Jahre ein Musical auf, Linie 1 ist das achte, und legen dabei den Schulbetrieb für fast drei Wochen lahm“, sagt Stefan Heise lachend. Er ist Musiklehrer an der Schule und Leiter der Big Band, hat die Arrangements geschrieben und gibt nun die Einsätze. Rechts von der Bühne scharen sich die Streicher und hinter der leicht erhöhten Bühne glitzern golden die Blasinstrumente.
Stolz führen die Technikverantwortlichen die selbstgebaute drehbare Treppe vor. Die gesamte Technik mit Ton, Licht und Bühnenbau wird ebenfalls von einem Team aus der Schülerschaft gestemmt. Unterstützt werden sie dabei von der Firma Lichtblick aus Hohen Neuendorf. Es war viel „learning by doing“, fasst es Sebastian von der Technik zusammen.
Bei der Premiere ist die RAZ wieder dabei. „Der nicht ganz jugendfreie Text ist sprachlich entschärft worden“, verrät die Schulleiterin lächelnd bei der Begrüßung. Die Darsteller tragen authentische Klamotten aus den 1980er-Jahren, sind im damaligen Stil geschminkt und berlinern fast wie echt. Es ist beeindruckend zu sehen, dass die meisten Darstellenden in zwei oder gar mehr Rollen schlüpfen. Auffallend ist auch, dass sich der Ton und die Themen in der U-Bahn nicht wirklich geändert haben in den letzten über dreißig Jahren!
In Erinnerung bleibt auch Sebastian, der mit großer Natürlichkeit die Rolle des Bamby singt und spielt, einem Typen aus dem Drogenmilieu, der ein großes Herz hat. Viel Gelächter löst der Auftritt der Wilmersdorfer Witwen aus. Sie werden verkörpert von vier Lehrern der Schule. Das Ende ist bekannt: Das Mädchen findet zwar den Rockstar Johnnie, für den sie schwärmte, fühlt sich nun aber dem geheimnisvollen Mann in Mantel und Hut doch näher. „Hab wieder Mut zum Träumen“ ist die gesungene Botschaft.
mfk