Die jüngste Kandidatin zur Wahl des Berliner Abgeordnetenhauses ist die Reinickendorferin Klara Schedlich. Seit fast vier Jahren engagiert sie sich bei der Grünen Jugend, zudem studiert sie Maschinenbau an der TU Berlin. Die RAZ sprach mit ihr.
Wie sind Sie zur Politik gekommen, was war der Anlass, sich schon in so jungen Jahren politisch zu engagieren?
Während der Schulzeit habe ich mich immer gemeinsam mit meinen Mitschüler*innen über Vieles beschwert: Lehrplaninhalte, Benotung etc. Als wir dann 2017 aus der Schule raus waren, ist mir aufgefallen, dass niemand mehr darüber spricht, was uns alles gestört hat. Und dann dachte ich: Das kann doch nicht sein. Jetzt überlassen wir die Probleme einfach der nächsten Generation und kümmern uns nicht darum. Zu dieser Zeit gab es in Reinickendorf, wo ich ja wohne seit ich fünf Jahre alt bin, leider keine Ortsgruppe von der Grünen Jugend. Mit ein paar anderen jungen Aktiven haben wir dann die Grüne Jugend „Nord“ gegründet. In diesem Zuge bin ich auch bei den Bündnisgrünen in Reinickendorf aktiv geworden.
In Berlin sind ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger unter 30 Jahren alt. Sie sollten auch im Parlament repräsentiert sein. Deswegen braucht es junge Leute, die sich in die politische Öffentlichkeit stellen und zeigen: „Hier bin ich, ich möchte unsere Anliegen vertreten und dir zeigen, dass auch du politisch aktiv sein kannst, wenn du da möchtest!“
Kommen Sie aus einem politisch geprägten Elternhaus?
Meine Eltern sind nie politisch aktiv gewesen. Meine Oma hat als kroatische Migrantin ein Kulturzentrum in Berlin gegründet und sich für geflüchtete Menschen aus Ex-Jugoslawien eingesetzt. Über meine Familiengeschichte bin ich also sicherlich ein Stück weit geprägt und auch heute sind mir außenpolitische und soziale Themen wichtig.
Sie wünschen sich eine Senkung des Wahlalters. Ab wann sollten junge Menschen wählen können?
Jungen Menschen wird viel zu wenig zugetraut. Wir sind nicht unpolitisch und wollen deswegen auch mitbestimmen. Eine Altersgrenze ist immer willkürlich und deswegen kritisch zu betrachten. Es gibt 50-Jährige, die weniger Ahnung von Politik haben, als die 15-Jährigen, die das Thema gerade im Unterricht haben. Eine Absenkung des Wahlalters halte ich vor allem deswegen für nötig, weil ich denke, dass Jugendliche, die mitbestimmen dürfen, auch mehr Lust haben, sich zu informieren und zu beteiligen. Wir fordern daher, das Wahlalter erst einmal auf Landes- und Bundesebene auf 16 Jahre abzusenken und dann weiter zu schauen.
Was wünschen Sie sich für den Bezirk in Bezug auf die Mobilitätspolitik?
Mein Ziel ist eine Verkehrspolitik, die alle Verkehrsteilnehmer*innen im Blick hat. In der Mobilität gilt immer: Angebot schafft Nachfrage. Das bedeutet, dass wenn vor meiner Tür sichere Radwege sind, steige ich auch eher mal aufs Rad. In Reinickendorf ist an vielen Orten ausschließlich für das Auto eine gute Infrastruktur vorhanden. Da ist es logisch, dass sich auch viele für den motorisierten Individualverkehr entscheiden. Die Stadt wurde sehr lange Zeit nur für Autos geplant und sie nehmen sehr viel Platz ein. Es ist Zeit, dass wir den öffentlichen Raum neu verteilen.
Vielen Dank!
Interview Anja Jönsson