Bezirk – Kurz mal wählen gehen – das hatten viele Reinickendorferinnen und Reinickendorfer vor. Auch in Alt-Tegel. Doch als sie vor dem Seniorenclub Alt-Tegel in Alt-Tegel 43, wo sich die Wahllokale 316 und 317 befanden, die langen Schlangen sahen, machten einige kehrt mit den Worten: „Das tu ich mir nicht an – da stelle ich mich nicht an!“
Andere reihten sich in die Schlange, versüßten sich die Zeit mit einem Eis und netten Gesprächen, um von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. „Ich hatte Nachtdienst und habe nachher wieder Nachtdienst“, sagte eine junge Frau weiter vorne in der Schlange. „Aber ganz egal, wie lange ich warten muss – das Recht zu wählen lasse ich mir nicht nehmen, denn es ist kostbar.“
Auch in anderen Wahllokalen waren die Schlangen lang. So zum Beispiel am Waidmannsluster Damm 79 vor der AWO Sozialstation, in der sich ein Wahllokal befand: Die Menschen standen sogar um die Ecke weit in die Egidystraße hinein. Ebenso lange Schlangen in der Grundschule am Fließtal in der Seebadstraße: Die Schlange reichte quer über den Schulhof. „Ich war schon zweimal da und bin wieder gegangen“, sagte eine ältere Dame. Sie wollte es um kurz vor 18 Uhr noch einmal versuchen.
Auch auf Facebook wurde der Unmut schriftlich geäußert: „An der Ellef-Ringnes-Grundschule gibt es zwei Wahlkabinen. Aktuelle Wartezeit 40 bis 60 Minuten! Ein Desaster! Geht rechtzeitig wählen“, schrieb ein Heiligenseer. Ein anderer antwortete darauf: „Vor der Otfried Preußler haben wir gerade 75 Minuten gestanden. So viele Menschen auf engem Raum. Wirklich übel!“ Im Diakoniezentrum in Heiligensee standen die zumeist betragten Wähler ebenfalls bis zu einer Stunde an; ebenso in Alt-Tegel. Einige gaben es auf, aber die meisten blieben. Dennoch passierte auch hier eine Panne: „Ein Herr hatte seine Wahlbenachrichtigung nicht dabei. Ihm wurde daraufhin verboten zu wählen. Ohne dieses Schreiben dürfe er nicht wählen. Dabei steht auf dem Zettel: „Sie können aber auch wählen, wenn Sie diese Wahlbenachrichtigung nicht mitbringen.“ Der Wahlhelfer im Wahllokal war darüber anscheinend falsch informiert und machte dem Mann deutlich, dass er nun seine Wahlunterlagen zerreißen müsste. Das tat der Mann und verließ nach über einer Stunde Wartezeit unverrichteter Dinge den Raum.
Solche Pannen hätten nicht geschehen dürfen. Auch in Tegel wurde bis weit nach 18 Uhr gewählt. „Alle, die noch vor 18 Uhr in der Schlange stehen, kommen noch ran“, versprach ein Wahlhelfer am Nachmittag. fle