Sie waren sofort zur Stelle, als die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine kamen: Rund 1.500 Kilometer östlich von hier, wo Bomben das Land in einen Trümmerhaufen verwandelten, mussten die Menschen fliehen – und viele erreichten schon Anfang März Berlin. Auf dem Gelände der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik (KBoN) an der Oranienburger Straße, wo sich auch das Ankunftszentrum für Geflüchtete befindet, bauten 1.400 Freiwillige ein Hilfszentrum auf, um die Menschen schnell und unkompliziert zu versorgen. „Es war faszinierend zu sehen, wie sich die Menschen selbst organisiert haben“, zeigt sich Hinrich Westerkamp, Grünen-Fraktionsvorsitzender und Vereinsvorsitzender von „Willkommen in Reinickendorf“, beeindruckt. „Sie haben die Versorgung der in Not geratenen Flüchtlinge übernommen – seien es Spenden, Essen oder Übernachtungsmöglichkeiten, und das geschah lange, bevor die Behörden überhaupt reagierten.“ Über den Kommunikationsdienst Telegram konnten sich die Freiwilligen in die Helfer-Schichten einteilen. „Manchmal waren bis zu hundert Helfer gleichzeitig vor Ort, um Essen, Zahnpasta, Duschgel oder Windeln auszugeben“, sagt eine der Verantwortlichen. Die Freiwilligen arbeiteten in Absprache mit dem Berliner Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF), das teilweise auch mit bis zu 100 Mitarbeitern vor Ort war.
Doch das Land Berlin will Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine künftig schneller registrieren, unterbringen und weiter in andere Bundesländer verteilen. Dazu wurde ein neues Ankunftszentrum (Akuz) auf dem Flughafengelände Tegel „aus dem Boden gestampft“. Alle eintreffenden Flüchtlinge müssen sich nun dort melden – es gibt laut Senat eine Kapazität für bis zu 10.000 Menschen.
Es ist Freitag, der 25. März. Helferinnen und Helfer räumen das Spender-Zelt aus. Es ist der letzte Tag hier – vorerst. Einige Flüchtlinge kommen dennoch hier an. So auch Katja und Jana. Die beiden Cousinen waren mit zwei kleinen Kindern und zwei Katzen vier Tage und vier Nächte auf der Flucht – und wollen einfach nur ein wenig Ruhe. Doch hier können sie nicht bleiben, müssen zum TXL. Sie haben Glück, dass eine Helferin sie mit ihrem Auto hinfährt. Dann wird es still auf dem Gelände.
Westerkamp geht allerdings davon aus, dass das KBoN-Gelände bald wieder für Flüchtlinge gebraucht wird: „Es werden mehr kommen, wahrscheinlich mehr als 10.000 Menschen pro Tag. Dann können wir hier schnell wieder öffnen.“ fle
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