Im Rathaus befand sich einst die „Königlich freie Bergschule zu Steben“ Foto: Hofphotograph/Wikipedia

Wo Alexander von Humboldt Schule machte

Reinickendorfs Städtepartnerschaft mit Bad Steben ist Alexander von Humboldts früherer beruflicher Laufbahn zu verdanken. Denn vor 230 Jahren eröffnete der junge Wissenschaftler in dem fränkischen Ort die erste Berufsschule Bayerns.

Bei seiner eigenen Erziehung wurde größter Wert auf eine umfassende Allgemeinbildung gelegt. Die anspruchsvollen Eltern engagierten für ihn und seinen Bruder angesehene Gelehrte. Dem zwei Jahre älteren Wilhelm fiel das Lernen leichter, mit Alexander dagegen hatten die Hauslehrer zuweilen ihre liebe Not. Dennoch zeigte sich schon früh sein enormer Wissensdurst in allem, was die Entdeckung der Natur betraf.

Das für ihn eher trockene Studium mit dem Schwerpunkt Handelswissenschaften führte Alexander zunächst nach Frankfurt/Oder, Göttingen und Hamburg. Auf eigenen Wunsch besuchte er ab Juni 1791 als Student die Bergakademie Freiberg in Sachsen. Bereits nach einem Dreivierteljahr war er Berg­assessor im Staatsdienst.

Neben der Suche nach Bodenschätzen im Auftrag der preußischen Regierung erkundete er aus privatem Interesse auch die heimische Pflanzenwelt und machte dabei neue Entdeckungen.

Sein Forscherdrang und Wagemut kosteten Humboldt fast das Leben, als er eine Grubenlampe entwickelte, die mit wenig Sauerstoff auskommen sollte. Bei der Härteprüfung unter Tage verlor er das Bewusstsein: „Ich sank in die Knie neben die Lampe.“ Als er gerade noch rechtzeitig gefunden wurde, war er vor allem froh darüber, dass die Flamme tatsächlich nicht erloschen war: „Das war wohl der Ohnmacht wert.“ Auch wenn er sich danach zwei Tage „wie besoffen und matt“ fühlte.

Büste Humboldts

Bad Steben gehört zu den Orten, in denen er beruflich länger Station machte; das ehemalige markgräfliche Jagdschloss war seine Unterkunft, die als Humboldthaus zu den lokalen Sehenswürdigkeiten zählt. In Steben hinterließ er vor allem durch die Gründung der ersten privaten Bergschule 1793 seine Spuren. Ganz in Eigeninitiative schuf er diese neuartige Einrichtung, die dem Nachwuchs eine kostenlose Ausbildung ermöglichte. Den Lehrplan entwickelte er selbst. Beim zuständigen preußischen Minister Friedrich Anton von Heynitz, seit 1777 Oberberghauptmann, stieß er mit seinem Projekt auf Zustimmung, und sollte seine Unkosten erstattet bekommen. Den Betrag stellte Humboldt zur Einrichtung eines Hilfsfonds für die Witwen verunglückter Bergleute zur Verfügung. Das einstige Unterrichtsgebäude, in dem später bis 1928 unter anderem eine Spielwarenfabrik untergebracht war, beherbergt heute das Rathaus.

Ab 1823 konnte sich Steben mit dem Titel „Königlich Bayerisches Staatsbad“ schmücken und ist nach wie vor ein Kurort mit knapp 3.500 Einwohnern. 1988 wurde die Städtepartnerschaft mit Reinickendorf besiegelt.

Nach dem Tod seiner Mutter im November 1796 quittierte Humboldt den Staatsdienst. Durch das große Vermögen, das er gemeinsam mit seinem Bruder erbte, wollte er sich seinen größten Wunsch erfüllen, als Forscher die Welt zu bereisen. In seinem Fall kann wohl mit Recht gesagt werden: Der Rest ist Geschichte.bod

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Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.