Waidmannslust – Das Interesse an der Eröffnung des Stadtteilzentrums in der Rollberge-Siedlung war groß. Viele Politiker, sowohl aus dem Bezirk als auch seitens des Berliner Senats, gaben sich am 25. April ein Stelldichein. Nicht minder bemerkenswert: es kamen viele Anwohner aus der Nachbarschaft, um sich über die Angebote des neuen Treffpunkts zu informieren.
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr: Der Rollberge-Kiez gilt als schwierig. „Sozialer Brennpunkt“ wird es in der Terminologie der Verantwortlichen genannt. Migrationsanteil von rund 50 Prozent, hohe Arbeitslosenquote und Jugendarmut bedeuten reichlich Handlungsbedarf für das Areal um Zabel-Krüger-Damm, Titisee- und Schluchseestraße. Das Verhältnis der Bewohner zur „kleinen Schwester des Märkischen Viertels“, wie der Kiez gern genannt wird, ist ambivalent. Einerseits wegen seiner Grünlage vor den Toren der Stadt geliebt, andererseits wegen der starken Vermüllung wenig gemocht, scheint soziale Arbeit vor Ort wichtiger, denn je.
„Wir waren von Beginn an überzeugt, hier in dieser Siedlung so etwas aufbauen zu können“, zeigt sich Norbert Prochnow, Vorstand Stiftung Unionhilfswerk (UHW), bei der Einweihung sichtlich zufrieden über das Erreichte. Die Zusammenarbeit zwischen dem UHW als Träger mit den Entscheidern im Bezirk und im Land sowie mit der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag hätte gut funktioniert, lobt er das Zusammenwirken. 362.000 Euro aus Mitteln des Berliner Senats betrugen die Umbau- und Sanierungskosten. „Wir haben seit 2020 engagiert dafür gekämpft, mussten viel improvisieren“, ergänzt Stefanie Wind, Fachbereichsleiterin Stiftungsprojekte beim UHW. Es sei ein langer Weg gewesen. Doch nun hätte man ein „schickes Kiezwohnzimmer“ geschaffen, wie sie es nennt.
Das Kiezwohnzimmer befindet sich im Erdgeschoss des Hochhauses Zabel-Krüger-Damm 52. In den rund 300 Quadratmetern Fläche sind unter anderem ein Empfang, Büro- und Beratungsräume, ein Zimmer für bewegte Aktivitäten sowie eine Kinderecke untergebracht. Ein gemütlich eingerichtetes Kiezcafé steht den Anwohnern täglich in der Zeit von 14.00 bis 16.00 Uhr offen. Vier Angestellte Mitarbeiterinnen sowie eine Ehrenamtliche bilden das Team, das von Bettina Jungmann geleitet wird.
Die weiteren Angebote sind vielfältig. So gibt es Sozialberatung, etwa zu den Themen Wohnen, Energiekosten, Ausbildung oder Gesundheit. Auch können vertrauliche Gespräche zu familiären Angelegenheiten geführt werden. Psychologische Hilfestellung steht ebenfalls auf der Agenda. Für Familien mit Kleinkindern existiert eine Krabbelgruppe. Gemeinsames Backen für Frauen jedweder Nationalität soll die sprachliche Integration fördern. Tischtennis AG, Lesenachmittage, Nähsalon, Film- und Spielenachmittage, Handy- und Laptopkurse für Senioren, kreatives Basteln, ein Stammtisch für Kunst und Musik sowie ein Ü50-Treff haben das Gemeinschaftsgefühl im Fokus. Das Ehrenamtsbüro Reinickendorf ist zweimal im Monat vor Ort. Kiezrundgänge und gemeinsames Müllsammeln führen zudem außer Haus.
In Anbetracht dieser Vielfalt hat auch Emine Demirbüken-Wegner viel Anlass zur Freude. Der Kiez brauche diesen Treff, meint Reinickendorfs Bezirksbürgermeisterin. „Trotz der Probleme gibt es ganz viel Potenzial, diesen Fleck (gemeint ist die Rollberge-Siedlung, Anm. d. Redaktion) lebenswert zu machen“, so Demirbüken-Wegner wörtlich.