Wittenau – Der Parkgraben ist einer der unscheinbaren, kleinen Wasserläufe in Reinickendorf. Das Fließgewässer zweiter Ordnung, so die offizielle Definition, entspringt hinter der großen Wiese im Göschenpark und wird eigentlich gespeist vom dortigen Parkgrabenteich. Rund 300 Meter weiter mündet der Lauf im Regenwasserkanal am Hermsdorfer Damm. Das eigentliche Problem: Es ist ein Wasserlauf ohne Wasser. Schon lange befindet sich hier nichts mehr im Fluss; im wahrsten Sinne des Wortes.
Eine Initiative möchte nun Abhilfe schaffen. Das Wassernetz Berlin hat in Kooperation mit dem SPD-Ortsverein Lübars/Waidmannslust/Wittenau den „Dialog für einen lebendigen Parkgraben“ ins Leben gerufen. Zu einem ersten analytischen Besichtigungstermin kommen zahlreiche Politiker, so etwa die beiden für den Wahlkreis zuständigen Mitglieder des Abgeordnetenhauses Björn Wohlert (CDU) und Sven Meyer (SPD). Auch die involvierte Verwaltung, sowohl vom Senat als auch vom Bezirk, ist am 18. Oktober vor Ort. „Wir wollen diesen Park und den Wasserlauf mitdenken, sind für Anregungen offen“, erläutert Julia Schrod-Thiel, Stadträtin für Ordnung, Umwelt und Verkehr. Ihr Abteilungsleiter für Gewässer und Emissionsschutz, René Schlesinger, hört aufmerksam zu.
Mindestens so wichtig wie die Anwesenheit von Amts- und Würdenträgern ist die Beteiligung von Anwohnern. Einige sind gekommen, erzählen bei der Gelegenheit von ihren Erinnerungen. „Vor 15 Jahren floss hier noch das Wasser“, weiß eine Bürgerin aus ihrer Erfahrung über den Parkgraben zu berichten. „Mein Opa ist im Teich baden gegangen, hier sogar vom Baum ins Wasser gesprungen“, kann ein anderer Anwohner berichten. Heute wäre dies gefährlich, gar unmöglich. Denn auch der Teich ist zu einem wasserarmen Tümpel degeneriert. Unzählige Wasserlinsen bedecken die Oberfläche – in dieser Menge schädlich. Noch einigermaßen intakt erscheint die Pflanzenwelt. Die beim Naturschutzbund NABU enggierte Botanikerin Marlies Rother hat rund ein Dutzend heimischer und feuchtliebender Arten entdeckt. Selbst eher seltene Gewächse wie Mädesüß, Wiesen-Schwingel oder Knotige Braunwurz finden sich rund um Graben und Teich.
Einig sind sich alle Teilnehmer des Dialoges: Es muss etwas geschehen. Denn dies wäre eine „Win-Win-Situation“ meint Florian Eichholz von der für Fließgewässer zuständigen Senatsverwaltung. „Diese Gräben sind wichtig für Mensch und Tier“, so Eichholz. Christian Schweer vom Wassernetz Berlin, das sich dem Erhalt und der Verbesserung der Berliner Gewässer verschrieben hat, sammelt Ideen. So könnte dem Teich ein Grünschnitt der angrenzenden Bäume gut tun, Laub und Gehölz lässt den Teich kaum atmen. Die Wasserlinsen sollen abgeschöpft werden, eine Bepflanzung der Ränder mit Röhricht erfolgen. Das Niveau des Grabens soll angehoben, das Bett mit Kieselsteinen aufgefüllt werden. Außerdem kämen so genannte Grundstücksübergreifende Lösungen infrage, die durch künstlich angelegte Leitungen Regenwasser zuführen.