RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

Altes Gebäude, Außenansicht der Fassade
Das Theater des Westens in Charlottenburg Foto- bod

Eine Ulknudel aus Lübars

historisches – Die Schauspielerin Gundula Petrovska

Schon von klein auf bewies die am 1. August 1943 in Königsberg zur Welt gekommene Gundula Petrovska großes Talent für die Bühne. Bereits mit vier Jahren trat die Ballettschülerin in Kinderrollen auf. An der Staatlichen Ballettschule Berlin, einer der drei bedeutenden Tanzakademien der DDR, studierte sie ab 1961 und machte zwei Jahre später ihr Staatsexamen. Über ein Jahrzehnt lang widmete sie ihr Leben in erster Linie dem klassischen Tanz. Nachdem sie 1968 eine Musicalausbildung in Tanz, Gesang und Schauspiel abgeschlossen hatte, glänzte sie auch in Sprechrollen. Sowohl in Operetten wie „Frau Luna“ als auch in Musicals wie „Kiss me, Kate“ sorgte sie für gute Laune. 

Auch im Fernsehen war fortan ihr komödiantisches Talent gefragt. So war sie beim TV-Klassiker „Drei Damen vom Grill“ mit von der Partie. Zwar spielte sie keine der Titelfiguren, trat aber in den ersten beiden Staffeln in einer wiederkehrenden Rolle auf: Als Loni, der Nachbarin von Otto alias Günther Pfitzmann, hatte sie ein Auge auf den Schwerenöter geworfen und machte ihm Avancen im Hausflur. In anderen Dauerbrennern des öffentlich rechtlichen Fernsehens trat sie ebenfalls in Gastrollen auf wie im „Traumschiff“ oder im Berliner Tatort, wo sie in der Folge „Sterne für den Orient“ von 1978 die Puffmutter gab.

Gundula Petrovska – Foto: Udo Grimberg

Petrovska verließ Ende der 1970er Jahre die DDR und blieb in West-Berlin. In der Großstadt und gleichzeitig auf dem Lande zu leben, ermöglichte ihr dort der Umzug nach Lübars .

Im November 1989, dem Monat des Mauerfalls, stand sie ausgerechnet in der Musical-Version des Billy-Wilder-Films „Eins zwei drei“ im Theater des Westens auf der Bühne. Die Filmkomödie von 1962 nahm den Ost-West-Konflikt in der geteilten Stadt aufs Korn, floppte aber wegen des Mauerbaus an der Kinokasse und wurde erst über zwei Jahrzehnte später zum Kult. Aber auch die deutsche Bühnenadaption hatte ein Problem mit dem Timing: der Retro-Blick auf den Kalten Krieg wirkte ganz plötzlich etwas aus der Zeit gefallen, als die Menschen das Ende der Teilung feierten. In einer Kritik hieß es über Helmut Baumann, den Regisseur und Autor des Stücks: „Da übertraf ihn die Wirklichkeit vor den Türen des Theaters.“

Deutsche Kinoproduktionen gehörten ebenfalls zu Petrovkas Arbeit, darunter Erfolge wie „Das Leben ist eine Baustelle“ von 1997 oder „Lola und Bilidikid“ von 1999.

In häufiger Zusammenarbeit mit Dieter Hallervorden zeigte sie sich, wie das Publikum sie wohl am liebsten sah – als Ulknudel, wie es damals noch hieß. Mal auf der Leinwand in „Auch Erben müssen sterben“ und „Die Nervensäge“, weitaus regelmäßiger jedoch in Fernsehproduktionen wie „Spotlight“ oder der Familienfarce „Zebralla“, in der sie gemeinsam mit TV-Ehemann Hallervorden an der Spießigkeit des Sohnes verzweifelt.

Neben ihrer Karriere als Schauspielerin betrieb sie in den 1980er Jahren auch eine Ballettschule in Reinickendorf. Gundula Petrovska, Mutter eines Sohnes, starb am 12. Juli 2017 im Alter von 73 Jahren.

Boris Dammer