Bezirk – Lukas von Zittwitz, 31 Jahre und Nils Leidloff, 30 Jahre wollen es wissen. Mitten in Berlin, nahe der Museumsinsel, haben sie eine Agentur für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gegründet und ihre Geschäftsräume bezogen. Die Agentur heißt „Twenty-Eight Agency“. Das alles hat sehr viel mit Reinickendorf zu tun. Aber der Reihe nach.
Ihr 83 Quadratmeter großes Büro im Erdgeschoss der Anna-Louisa-Karsch-Straße ist noch nicht vollständig eingerichtet. Im hinteren Zimmer sind aber schon Schreibtische aufgestellt und es wird gearbeitet. Mit den beiden Gründern hat die Agentur bereits sechs festangestellte Mitarbeiter. Das soll noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein. Zittwitz und Leidhoff sind ehrgeizig. Beide kommen aus Frohnau, sind dort zur Schule gegangen und wohnen jetzt wieder … in Frohnau.
Ihre Zuneigung zum Norden von Reinickendorf ist so groß, dass sie ihre GmbH nach dem alten Zustellungspostamt für Frohnau, Waidmannslust und Lübars genannt haben: 28.
Bis zum 1. Juli 1993 ging die Post dort an 1000 Berlin 28. Das Umstelldatum auf die heute gültigen Postleitzahlen ist auch, ganz zufällig, das Geburtsdatum von Lukas von Zittwitz. Mit ihrem Unternehmen seien sie so etwas wie ein „Brand Ambassador für Nordberlin“. Was so viel heißt wie: Marken-Botschafter für Nordberlin.
Die beiden haben viel zu erzählen. Von „People Business“ und von ihren Kunden die „Hidden Champions“ (ungefähr: unbekannte Weltmarktführer) seien. Ihre Aufgabe sei es, diese unbekannten Weltmarktführer mit Hilfe von Öffentlichkeits- und Pressearbeit bekannter zu machen. Sie setzen stark auf klassische Informationskanäle und konzentrieren sich weniger auf Social Media und virtuelle Kampagnen. Beide singen das hohe Lied auf klassische Medien und die Zusammenarbeit mit Journalisten und Journalistinnen.
„Frohnauer sind eben geschäftstüchtig“
Auf der Website werden etliche große Zeitungen zitiert, die sie schon mit Informationen über ihre Kundschaft versorgt haben. Kunden sind „Chrono24“ als weltweit größter Marktplatz im Internet für Luxusuhren oder der Personalvermittler „Indeed“, aber auch die jetzt zur Bundestagswahl wieder antretende Europa-Partei „Volt“. Ihr erster Kunde stammt übrigens auch aus Frohnau – heute führt er ein Unternehmen mit 400 Mitarbeitern in Hamburg. Leidloff sagt: „Frohnauer sind eben geschäftstüchtig“.
Immer wieder geht es um den Ortsteil ganz im Norden von Reinickendorf. Beide haben, nachdem sie in Frohnau aufgewachsen waren, in Greifswald Politik und Kommunikationswissenschaften studiert. Dort wohnten sie teilweise zu viert in einer Wohngemeinschaft. Alle aus Frohnau. Heute wohnen beide mit ihren Familien wieder dort. Leidhoff hat eine zweijährige Tochter, mit der er gern kleine Ausflüge ins Grüne mache. Er genieße dort bei Spaziergängen die Ruhe. Das sei eben so gar nicht „Mitte 2.0“. Von Zittwitz spiele seit seiner Jugend bei den Berliner Bären Feldhockey. Auch heute treibe es ihn manchmal auf den Platz, so weit die Arbeit in der eigenen Agentur und die strapazierten Knie es zuließen.
Bei der Beurteilung der Außendarstellung des Bezirks Reinickendorf sind die beiden sich nicht ganz einig. Leidloff findet alles ganz in Ordnung so, während von Zittwitz noch „Potenzial nach oben“ sieht. Er meint, der Bezirk könne seine Natur und die Naherholungsmöglichkeiten mehr in den Vordergrund stellen. Ob sie denn auch den Bezirk beraten würden? Sofort kommt die Antwort: „Wir sind offen.“ Aber zunächst wollen sie doch eher bei ihrer Kundschaft bleiben, die das Internet als Basis habe.
Von Zittwitz schiebt nach: Sie wollen „langfristig etwa zurückgeben“ und zwar „in Form von sozialem Engagement“. Ihnen schwebe ein Projekt in Reinickendorf vor, dass sie dann mit ihrer Arbeit unterstützen wollen. Das sei „mehr als eine unpersönliche Spende“. Noch hätten sie das geeignete Projekt aber nicht gefunden. Bleibt zum Schluss eigentlich nur die Frage: Warum haben sie ihre Agentur nicht in Reinickendorf gegründet? Na ja, sagt Leidloff, ein Büro in Berlin-Mitte sei dann für ihre Kunden doch besser zu erreichen. Und außerdem wollten sie auch mal „aus der Bubble rauskommen“.