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Frau mit Urkunde
Emine Demirbüken-Wegner direkt nach der Vereidigung Foto: kbm

Back to the roots: Wieder in der Kommunalpolitik

Herzlichen Glückwunsch zum neuen Amt und danke für die Gelegenheit zum Interview kurz nach Amtsantritt mit übervollem Terminkalender.

Danke für die Glückwünsche. Die Vereidigung durch die Bezirksverordnetenvorsteherin Kerstin Köppen mit Überreichen der Ernennungsurkunde war ein sehr bewegender Moment für mich.

Es kam sogar zu einem kleinen Versprecher.

Ja, obwohl ich seit 40 Jahren ehrenamtlich und hauptberuflich politisch tätig bin, ist die Ernennung für dieses Amt etwas ganz Besonderes.

Was ist so besonders an Ihrer Aufgabe?

Die Zuständigkeiten im Bezirksamt wurden neu verteilt. Die frühere Abteilung für Bürgerdienste und Ordnungsangelegenheiten wurde dahingehend verändert, dass die Aufgaben Ordnungsangelegenheiten durch den großen Bereich Soziales ersetzt wurden. Diese beiden Bereiche gehören für mich zusammen und sind mir eine Herzensangelegenheit.

Was bedeutet das genau für Sie?

Mein Anliegen ist: Gute Politik beginnt vor Ort – mit den Menschen. Meine landespolitischen Wurzeln liegen in Reinickendorf-West. Hier gibt es sehr viele Familien und auch einzelne Menschen, deren Sorgen und Nöte ich seit vielen Jahren kenne und mit meinem bis November währenden Berliner Abgeordnetenmandat vertreten habe.

Wie war Ihr Weg dahin?

Ich wurde 1961 in der Türkei geboren und kam mit meinen Eltern mit der ersten Gastarbeiterwelle nach Berlin. In meiner Neuköllner Grundschulklasse war ich die einzige Türkin und brachte mir selbst Deutsch bei. Ich war ein „Sandwich-Kind“, zuhause die Familie mit muslimischer Tradition, draußen die deutsche Wirklichkeit. Aus familiären Gründen kehrte ich in meiner Gymnasialzeit in die Türkei zurück. Meine Eltern zogen dann doch nicht nach. Zurück in Berlin, studierte ich nach dem Abitur an der Technischen Universität Germanistik und Kommunikationswissenschaften. Schon im Studium war ich als Sozialarbeiterin in verschiedenen Einrichtungen tätig, später als freie Mitarbeiterin beim Sender Freies Berlin. 1988 wurde ich als erste Frau mit türkischem Migrationshintergrund zur Integrationsbeauftragten im Rathaus Schöneberg ernannt, bis ich für meine Berufung ins Abgeordnetenhaus 2006 freigestellt wurde. Zwischen 2011 und 2016 war ich Staatssekretärin für Gesundheit, ab 2016 dann wieder Abgeordnete.

In der CDU-Deutschland haben Sie wichtige Ämter im Bundesvorstand und im Bundespräsidium bekleidet. Wie sind Ihre Zukunftspläne?

Back to the roots: Mein Engagement liegt wieder in der Kommunalpolitik. Wir leben in Reinickendorf. Ich sehe, dass der Bezirk dringend neue Anstöße braucht. Ein gesellschaftlich drängendes Problem ist die Einsamkeit, die in Deutschland noch nicht so richtig als politisches Handlungsfeld gesehen wird, während es in Großbritannien sogar ein Ministerium dafür gibt.

Haben Sie auf diesem Gebiet Erfahrungen?

Ja, ich habe als Abgeordnete mit meiner Fraktion einen sogenannten „Einsamkeitsgipfel“ und ein Expertengremium ins Leben gerufen. Diese Erfahrungen werde ich mit Engagement in das neue Amt einbringen.

Danke für das Gespräch.

Interview Brigitte Mademann

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.