Reinickendorf – Ein weißes Auto fährt vor und hält an den Markierungen auf der Straße direkt am Schild. Dort steht genau, wie sich die Menschen verhalten sollen: „Bitte nicht aussteigen!“ Fenster geschlossen halten!“ „Aussteigen nach Aufforderung“ und eine Telefonnummer, die angerufen werden soll. Das Telefonat per Handy im Auto – dann steigt die Frau auf dem Beifahrersitz aus und läuft durch das Tor Richtung Gebäude. Unter einem Vordach am Eingang des Hauses 3 auf dem Gelände der Teichstraße geht dann alles ganz schnell. Sie führt per Abstrich-Tupfer im hinteren Rachenbereich und in der Nase einen Rachenabstrich für eine SARS-CoV-2-Probe durch und hält sich dabei genau an die Anleitung auf dem vor ihr hängenden Plakat. Dann steckt sie den langen Tupfer ins Röhrchen, übergibt es an die Mitarbeiter und kann nach ein paar Minuten wieder fahren.
Der neue Drive-by, der seit Ende April in der Sankt-Galler-Straße direkt am Gesundheitsamt eingerichtet ist, ist ein zusätzliches Angebot für die Reinickendorferinnen und Reinickendorfer, sich nach Kontakten zu an Covid-19 Erkrankten oder bei Krankheitssymptomen auf das Virus testen zu lassen.
„Heute ist es recht ruhig, bis jetzt kamen vier Leute zum Corona-Test – aber es ist ja auch noch sehr früh“ erklärt Cordula Flieller. Sonst ist sie als Zahnärztin tätig. Doch zurzeit ist Flieller mit Daria Santore vom Zahnärztlichen Dienst, der Medizinischen Fachangestellten Nele Jesch und Annika Wendel vom Kinder- und Jugendpsychiatrischem Dienst im Haus 3 auf dem Gelände der Teichstraße tätig, um Corona-Tests durchzuführen. Im Zehn-Minuten-Takt werden die Testpersonen zum Drive-by bestellt, um den Test durchzuführen. Mehr Zeit ist auch nicht nötig, und niemand muss sich auf lange Wartezeiten einstellen.
„Zuvor wurde überwiegend mobil getestet“, sagt der zuständige Gesundheitsstadtrat Uwe Brockhausen und fügt hinzu: „Das bezirkliche Abstrich-Team des Gesundheitsamtes hat in den vergangenen Wochen knapp 1.600 Personen mobil im gesamten Bezirk getestet, und diese Arbeit ist von den Ärztinnen und Kolleginnen aus dem Gesundheitsamt geleistet worden. Doch mit dem Drive-by wollen wir ein zusätzliches Angebot bereitstellen, um unsere Arbeit effizienter zu gestalten und die Testkapazitäten zu erhöhen. Ich gehe davon aus, dass wir in der Zukunft noch mehr Menschen testen werden.“ Die Abstriche würden im Anschluss von Robert-Koch-Institut untersucht, und das Untersuchungsergebnis liege bereits am darauffolgenden Tag vor.
Kirsten Woywod, Ärztliche Leiterin vom Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, leitet derzeit nicht nur das Abstrich-Management, sondern koordiniert und steuert das dafür zuständige Personal. Sie weiß, wie zeitaufwendig die mobilen Tests durch das bezirkliche Abstrich-Team waren: „Menschen mit starken Symptomen, die in Quarantäne waren, und vor allem ältere Leute hat das bezirkliche Team angefahren, um dort vor Ort die Abstriche durchzuführen“, sagt sie, „das war zwar gut mit unseren 15 bis 20 Mitarbeitern, die in diesen Bereich involviert sind, leistbar. Doch wenn wir die Test-Kapazitäten, wie es der Plan ist, weiter hochfahren, dann musste eine andere Testmöglichkeit her.“ Zudem wussten die Teams nie so genau, was sie in den Wohnungen erwarten würde. Kontaktfreies Arbeiten sei in einigen Fällen kaum möglich gewesen.
Brockhausen bestätigt die Entwicklung: „Man ist sich in der Bundesrepublik einig, dass wir die Testkapazitäten weiter hochfahren wollen, und wir perspektivisch noch viel mehr an Tests brauchen, um Ansteckungsketten zu verhindern“, sagt er. „Mit dem Drive-by erhöhen wir die Kapazitäten, da der Einsatz um ein Vielfaches effizienter ist“, fügt er abschließend hinzu. Für einen Termin im Drive-by kann man die Corona-Hotline unter Tel. 902 94 55 00 anrufen. fle
Die Termine für den Drive-by werden im Zehn-Minuten-Takt vergeben. So bilden sich keine langen Schlangen. Fotos (3): fle
In diesem Röhrchen befindet sich der Abstrich-Tupfer.