Borsigwalde – Ganz hinten auf dem Regal im Dispositionsbüro steht als Dekoration eine uralte Schreibmaschine. Daniel Schaefers, Geschäftsführer und Gesellschafter von „edelmat.veranstaltungstechnik“ scherzt: „Das ist unser Backup, falls die Server mal ausfallen.“ Längst hat sich die Firma ganz auf die digitalen Herausforderungen eingelassen. Die Coronapandemie hat diese Entwicklung noch einmal beschleunigt. In den vergangenen 15 Monaten standen nicht Veranstaltungen im Mittelpunkt, auf denen sich Menschen trafen, sondern die Ausrüstung von Besprechungsräumen für Firmen, die sich auf Videokonferenzen umstellen mussten.
Edelmat beschäftigte vor der Krise 14 Mitarbeiter und konnte immerhin zehn Angestellte halten. Besonders stolz sind alle Beteiligten auf das gemeinsam getragene Ausbildungskonzept. Das wurde 2019 vom Bezirksamt Reinickendorf mit dem „Ausbildungsbuddy“ ausgezeichnet. In der zurückliegenden schweren Zeit hat die Firma zwei Auszubildende fest übernommen und einen Auszubildenden von einem Wettbewerber übernommen. Jetzt hofft Schaefers, dass es wieder aufwärts geht.
Sie hatten keinen einzigen Coronafall in der Firma. Vier Mitarbeiter wurden ausgebildet, Corona-Tests fachlich korrekt abzunehmen. „Die Angst vor dem Untergang der Firma war größer als die persönliche Angst“, sagt Schaefers. Vor der Pandemie wickelten sie etwa 2.000 Aufträge pro Jahr ab. Im vergangenen Jahr waren es nur 400. Gerade ist das Lager mit den vielen technischen Geräten wie Lautsprechern, Scheinwerfern und Kameras fast leergeräumt. Eine große Außenveranstaltung mit 500 Gästen wird bedient. Schaefers zufrieden: „Diese Woche haben wir gut zu tun, aber wir brauchen Planungssicherheit.“
Der Vorlauf für große Veranstaltungen betrage etwa sechs bis zwölf Monate. So weit mag im Augenblick kaum ein Auftraggeber in die Zukunft schauen. Schaefers hofft, dass es im Herbst keine neue Corona-Welle gibt. Er übt scharfe Kritik an der Politik. Die Verbände und die Veranstaltungsfirmen hätten sich „den Mund fusselig“ geredet, aber so richtig sei ihnen nicht zugehört worden. Die Corona-Hilfen seien „sehr willkürlich“ gewesen. Er zielt vor allen Dingen auf die Hilfsprogramme des Bundes und stellt den Vorwurf in den Raum: „Es hatte den Anschein, als sei die Politik an Lösungen gar nicht interessiert.“
Gegründet wurde die Firma Edelmat 2009 im Prenzlauer Berg. Mit den Jahren wuchs das Geschäft und es wurden größere Flächen für die vielen Geräte und die Mitarbeiter benötigt. So zog Edelmat 2018 nach Reinickendorf an den Eichborndamm auf das Gelände der ehemaligen „Deutsche Waffen und Munitionsfabriken“ um. Die Firma mietete 700 Quadratmeter Gewerbefläche „zu guten Konditionen“ an. „Wir fühlen uns wohl in Reinickendorf“, sagt Schaefers, merkt aber an, dass im Vergleich zum Prenzlauer Berg hier für die Mittagspause „wenig los ist.“ Besser sei es mit der Verkehrsanbindung bestellt, die es ihnen ermögliche, schnell zu Kunden und Veranstaltungen zu kommen.
Schaefers wohnt in der Nähe des Hauptbahnhofes. Wenn es irgend geht, fährt er zu jeder Jahreszeit mit dem Fahrrad zum Eichborndamm und abends zurück. Das Rennrad steht stets einsatzbereit mit Helm in der Halle. Besonders auf dem Weg in den Feierabend wäre das Radfahren in Zeiten der schwersten Krise gut gewesen, „um den Kopf freizubekommen“. Heute sagt der Reinickendorfer Unternehmer: „Wir werden überleben.“ Gerade hat er eine zweite Firma gegründet: „edelmat.digital“. bs