RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

Foto: Flying Steps

Die Magie des Tanzens

Die Flying Steps trainieren nun auch in den Hallen Am Borsigturm in Tegel

Der eigene Körper ist ein fantastisches Wunderwerk. Er ist unsere Hülle und trägt uns durchs Leben. Und er leistet viel mehr, als uns oft bewusst ist. Ihn in Bewegung zu bringen, bedeutet: uns auszudrücken, unsere Seele sichtbar zu machen durch Tanz.

Ein Fingerschnipsen zur Musik, ein Schritt im Rhythmus eines Schlagzeugs oder eine Drehung zu einer Melodie: Tanz, Musik und Bewegung sind etwas ganz Besonderes – und zudem älter als jede andere Sportart. In der Academy Flying Steps kann man es erlernen.

Auf der 560 Quadratmeter großen Fläche, wo Nachtclubbesitzer Rolf Eden einst feierlich den Start der Diskothek Mausefalle gefeiert hat, die im Anschluss zu einer Schwarzlicht-Indoor-Minigolfanlage wurde, startete nun genau dort am 16. Oktober 2024 die Flying Steps Academy ihr erstes Tanzjahr. Die Academy in Tegel ist nach der Academy in Kreuzberg die zweite Flying Steps Academy in Berlin.

Durch die großen Fenster sind sie zu sehen: Junge Mädchen, die ihre ersten Hip-Hop-Schritte lernen und noch etwas schüchtern ihren Körper einsetzen. Sie lachen viel und sind konzentriert bei der Sache. Schon bald werden sie stolz sein auf das Erlernte, können es vielleicht auf der nächsten Party anwenden oder auf einer Schulbühne. Einen Raum weiter sind die Profis am Werk: Vier Jungs, die intensiv an einer Choreographie arbeiten. Wer diesen beiden unterschiedlichen Gruppen zuschaut, merkt schnell: Tanzen verbindet, Tanzen stärkt. Vom Tanzen geht eine ganz bestimmte Magie aus, die ansteckend ist und Lust macht, es selbst einmal zu probieren. Ob Hip Hop oder Afro Beats, Breaking oder Ballett, Jazz Funk, Commercial oder Choreography – das Angebot ist groß. Dabei sei die Academy jedoch nicht nur Tanzschule, sondern viel mehr, wie Stefan Lechermann, Geschäftsführender Gesellschafter, erklärt: „Angefangen hat alles 1993, als Vartan Bassil gemeinsam mit Kadir „Amigo“ Memis die Tanzgruppe Flying Steps gründete“, sagt er. Bassils lange Reise begann in den 1980er Jahren, als er mit seiner Familie aus dem Libanon nach Deutschland floh. In Reinickendorf ist er zur Schule gegangen, und im Tanz auf der Straße fand er schnell eine universelle Ausdrucksform.

Mit ihrer Tanzgruppe hatten sie sofort Erfolg, gewannen schon 1994 das Battle of the Year. Dann ging es an das Kreieren eigener Shows: Die erste war Flying Bach im Jahr 2010, kurz darauf folgte die Show Flying Illusion, die 2014 ihre Premiere im Tempodrom in Berlin feierte. Mit beiden Produktionen konnten die Flying Steps bis heute über eine halbe Million Zuschauer auf der ganzen Welt begeistern. Ob China oder USA, Deutschland oder andere Länder in Europa – die Flying Steps sind in verschiedenen Tanzproduktionen auf großen Bühnen zu erleben.

Stefan Lechermann (l.) und Flying Steps-Gründer Vartan Bassil. Foto: fle

Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte ist die Gründung der Flying Steps Academy in Berlin: „Die erste Flying Steps Academy startete 2007 am Tempelhofer Ufer 10, sie zog 2013 nach Kreuzberg in die Lobeckstraße 30-35“, sagt Lechermann. „Es kamen die Academy in Tegel und eine in München hinzu, und schon bald werden weitere Academys in Steglitz, Spandau und Marzahn-Hellersdorf eröffnen.“ Heute ist die Flying Steps Academy mit 35 Dozenten, 20 verschiedenen Tanzstilen und über 1.800 Schülern die größte urbane Tanzschule in Deutschland.

„Wir motivieren und wecken Potentiale“

„Außerdem sind wir offizieller Partner der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und machen Sportergänzungsunterricht in Kooperation mit verschiedenen Schulen“, sagt der 39-Jährige. „Momentan haben wir 130 Schulklassen und somit rund 1.800 Schülerinnen und Schüler, die wir pro Woche bewegen.“ Das Ganze sei offizieller Teil ihres Stundenplans und finde immer von September bis Juli statt.

Die Klassen, unter anderem von der Stötzner- und der Haushofer-Schule im Bezirk, kämen mit unterschiedlichen Zielsetzungen einmal pro Woche in die Tanzräume der Academy: Das kann einfach nur Spaß an der Bewegung sein, eine Choreografie für ein Schulfest oder ein Video-Tanzprojekt. „Wir motivieren und wecken Potentiale – und wir bemerken, wie sich die Schüler durch den Tanz verändern. Wir ändern das Gefüge der Klassen, indem wir Kids zusammenbringen, die zuvor nichts miteinander zu tun hatten. Wir ermutigen sie, Schritte zu wagen, die sie weiterbringen und wachsen lassen – und hier sehen wir großartige Veränderungen“, sagt Lechermann. Die Jungen und Mädchen wachsen über sich hinaus, werden selbstbewusster, es eröffnen sich ihnen neue Perspektiven durch neue Ausdrucksformen. „Das ist unglaublich schön zu sehen“, fügt er hinzu.

Wer selbst einmal in einen der Kurse hineinschnuppern möchte, kann das gern tun: Einfach an den Tresen kommen und sich anmelden. Für Kinder ab drei Jahren, Jugendliche und Erwachsene gibt es unterschiedliche Kurse und Stile in verschiedenen Schwierigkeitsstufen. 

www.flying-steps.academy

Christiane Flechtner

Christiane Flechtner ist seit mehr als 30 Jahren als Journalistin und Fotografin in Reinickendorf und auf der ganzen Welt unterwegs. Nach 20 Jahren bei der Lokalzeitung Nord-Berliner ist sie seit der ersten Ausgabe mit im Team der Reinickendorfer Allgemeinen Zeitung und anderer Verlagsmedien. Sie arbeitet außerdem als freie Journalistin und Fotografin bei „Welt“, Berliner Zeitung und anderen Zeitungen in Deutschland, Österreich und Luxemburg sowie für u. a. Reise-, Wander- und Tiermagazine.