RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

„Frohnauer Elegien“

Frohnau – So langsam kommt auch der Kunstbetrieb im Bezirk aus dem Corona-Schlaf. Am 13. August findet die Vernissage der Ausstellung „Aus Licht geboren – Fotografien aus zwei Jahrzehnten“ des Frohnauer Künstlers Siegfried Utzig statt. Seit er 17 Jahre alt ist, ist Fotografieren seine Leidenschaft. „Mein Vater hat schon fotografiert“, erzählt er auf Nachfrage.

Seit 20 Jahren stellt er in Einzel- und Gruppenausstellungen aus. Für seine Werkschau hat er Fotografien zu vier Themen ausgewählt und darauf geachtet, dass diese noch nicht ausgestellt waren. Bei seinen Werken handelt es sich um Bromöldrucke oder Kallitypien, beides alte Techniken. „Die Technik dient mir als Medium, aber sonst ist sie nicht wichtig“, erläutert Siegfried Utzig.

Was allen Bildern gemeinsam ist – seien es burgundische Klöster, Stillleben, Landschaften in Island oder Spiegelungen von Bäumen im Wasser – sind die Farben. Sehr behutsam sind sie eingesetzt oder bewusst weggelassen. Viel Bräunlich und Gräulich, hie und da etwas zarte Farbe bei den Tulpen. Menschen fotografiert der Künstler nicht.

Früher hat Siegfried Utzig auch im Urlaub fotografiert, etwas zum Unbill seiner Familie. Später hat er sich ein Thema überlegt und ist bewusst zum Fotografieren losgezogen. Das Ausstellungsthema „Architektur der Stille“ zeigt auch Berliner Bibliotheken.

Um sie vor der Öffnungszeit, also bevor sie mit Menschen bevölkert sind, besuchen zu können, hat er Genehmigungen einholen müssen. Seine Reihe „Frohnauer Elegien“ besteht aus Bildern der zahlreichen Frohnauer Regenwasserbecken, in denen sich Bäume spiegeln. Der Künstler hat diese Spiegelungen anschließend wieder auf den Kopf gestellt.

Was ist für Fotografen anders geworden, seit wir digital fotografieren? Für Utzig nicht sehr viel, außer dass auch er nun mit mehr Fotos nach Hause kommt. Ihm ist jedoch bewusst geworden, dass „alles schon fotografiert ist auf der Welt“. Er ist dadurch befreit davon, auch noch hinzureisen und fotografiert heute oft in seiner Umgebung. Auf seiner Joggingstrecke hat er im Auge, wie sich die Landschaft verändert. „Ich ziehe dann los, wenn alles ideal ist“. Hat man als Künstler auch eine Absicht, will man etwas vermitteln? Erst durch den Betrachter wird ein Bild zu einem Objekt, ist Utzig überzeugt. „Wenn ein Bild länger als drei Sekunden betrachtet wird, ist das gut für mich.“

Ob es ein persönliches Corona-Projekt gab, will die Reporterin wissen. Er eilt in den Keller und bringt einen Stapel Stillleben in den Garten. Ölkännchen und Blechdosen sind darauf inszeniert. „Ich hatte endlich einmal Zeit, die Gefäße aus Vaters Werkstatt zu fotografieren.“mfk

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.