Tegel – Wer durch die großen Glastüren des Textilkaufhauses C&A schaut, kann bis zu den Rolltreppen und weiter hindurchsehen. An dem Ort, wo einmal Menschen ein- und ausgingen, um Kleidung zu kaufen, ist Stille eingekehrt. Das bunt gefleckte Palomino-Pferd, das jahrelang am Eingang stand und auf dem die Kinder gerne ritten, ist schon Jahre zuvor verschwunden – ebenso die kleinen Kunststoff-Pferdchen, an denen T-Shirts, Hosen und Jacken hingen. Seit 31. Dezember geht niemand mehr ein und aus. Die 5.000 Quadratmeter Ladenfläche auf zwei Etagen steht komplett leer.
Umzug in die Gorkistraße – Outlet nur kurze Zwischenlösung
Im November 2023 zog das Bekleidungshaus in die Fußgängerzone Gorkistraße ins Tegel-Quartier, und das alte Gebäude in Alt-Tegel diente seitdem als Outlet-Center. Doch auch damit war zum Jahresende 2024 Schluss. „Alle betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden darüber im Vorfeld informiert, dass die Filiale leider nicht mehr Teil unseres Portfolios sein wird. […]. Es ist unsere Absicht, betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so gut wie möglich in andere Filialen zu versetzen“, erklärt Claudia Junge von der C&A Mode GmbH & Co. KG. Die Filiale in der Gorkistraße ist weiterhin geöffnet, und teils langjährige Mitarbeiter wurden dorthin übernommen.
Gespräche über Nachnutzung laufen
Dabei ist die Bedeutung des Gebäudes, das nicht unter Denkmalschutz steht, für Tegel immens. Das hatte Stadtentwicklungs-Stadträtin Korinna Stephan auf der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung im Dezember betont. „Daher wünschen wir uns in erster Linie, dass bald ein Nachmieter in das Gebäude einzieht, um das Gebäude belebt zu halten. Es finden Gespräche mit potenziell Interessierten zu einer möglichen Nutzung statt, die aus unserer Sicht sehr vielversprechend sind“, sagt sie. Diese würden bisher ausschließlich das Erdgeschoss betreffen. „Da es sich schlussendlich um einen privatrechtlichen Vorgang handelt und ich nicht in die Vertragsverhandlungen zwischen dem Eigentümer und den potenziellen Mietern eingebunden bin, kann ich auch keine konkreten Auskünfte geben. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass für dieses wichtige Gebäude bald eine Nachnutzung gefunden wird.“
Drohender Leerstand? Supermarkt als möglicher Nachfolger
Auch für Felix Schönebeck, CDU-Bezirksverordneter und Vorsitzender von I love Tegel e.V., ist das Gebäude an exponierter Stelle „von enormer Bedeutung“. Wichtig sei, dass ein jahrelanger Leerstand, wie es ihn zuletzt bei Karstadt gab, unbedingt vermieden werden müsse. Nach Schönebecks Informationen ist ein in Tegel bereits ansässiger Lebensmitteleinzelhändler sehr an einer Expansion hin zu diesem Standort interessiert. Die Gespräche dazu liefen derzeit.
Kein Denkmalschutz – Umgestaltung möglich
Einer städtebaulichen Neu- und Umgestaltung steht jedenfalls kein Denkmalschutz im Wege, auch wenn das Vorliegen eines solchen hin und wieder für das Gebäude behauptet wird. Ein entsprechender Eintrag beim Landesdenkmalamt liegt für das Gebäude nicht vor.
Ein Bau mit Geschichte
Es ist schon ein imposanter Bau, der die Gebäudelandschaft der Tegeler City prägt: 1966 errichtete das Bekleidungsunternehmen „C & A Brenninkmeyer“ aus Düsseldorf den Neubau in Alt-Tegel 2 nach dem Entwurf der Essener Architekten E.A. Gärtner und R. Stiens. Zu Beginn nutzte das Unternehmen nur einen Teil des Erdgeschosses für den Verkauf seiner Konfektionskleidung, und im Gebäudeteil an der Berliner Straße wurde ein „Bolle“-Lebensmittelgeschäft betrieben. Im Obergeschoss befand sich die Volkshochschule Reinickendorf. Doch 1971 übernahm Brenninkmeyer die komplette Nutzung des Gebäudes, erweiterte die Bekleidungs-Verkaufsflächen im Erdgeschoss und ließ im Obergeschoss im hinteren Bereich aufstocken. So entstand auch im oberen Geschoss neue Verkaufsfläche. Dann kam 1992 ein größerer Umbau: Über dem Erweiterungsgebäudeteil wurde der Wohnhausblock Am Tegeler Hafen 1-5 errichtet, und man vergrößerte die C&A-Verkaufsfläche auf seine heutige Größe.