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An jedem 13. August wird der an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze der ermordeten Opfer gedacht.Foto: kbm

Gedenken an die Grenz-Toten

Der Fall des Herbert Bauer war besonders tragisch

Frohnau – Zum Gedenktag 13. August wird der Opfer durch Mauer und Stacheldraht seit der Teilung Berlins und Deutschlands 1961 gedacht. Aber auch schon vorher forderte die Grenze Todesopfer. Besonders tragisch ist der Tod des West-Berliner Polizisten Herbert Bauer. 

Nach der Bescherung am Heiligabend mit seiner Ehefrau und den beiden Söhnen im Alter von zwei und vier Jahren in der Tegeler Gorkistraße hatte der 27-jährige Polizeioberwachtmeister Nachtdienst auf der Frohnauer Wache. Ein Einsatz rief ihn zur Kreuzung Edelhofdamm/Oranienburger Chaussee, weil sowjetische Soldaten eine von der Mitternachtsmesse kommende westdeutsche Familie über die Grenze in die DDR verschleppen wollten.

Die Familie konnte sich in ihr Berliner Haus Oranienburger Chaussee 68 retten, weil die Frau einen Herzanfall vortäuschte. Nachbarn informierten die Polizei und Herbert Bauer kam um 4 Uhr als Erster mit einer Taschenlampe zum Tatort. Als die Soldaten ohne Vorwarnung das Feuer eröffneten, blieb er von vier Kugeln im Unterleib getroffen hilflos liegen, weil die Mörder seine Bergung verhinderten – trotz der Vermittlungsversuche der herbeigerufenen Kollegen und DDR-Grenzpolizisten. 

Erst nach einem 30-minütigen Feuergefecht mit dem inzwischen eingetroffenen Einsatzkommando Reinickendorf und der Flucht der Soldaten konnte er geborgen und ins nahe Dominikus-Krankenhaus gebracht werden, wo aber nur noch sein Tod festgestellt werden konnte. 

Um diese schreckliche Situation zu verstehen, hilft ein Blick auf die Frohnauer Topografie und Berliner Geschichte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war die Stadt im Kalten Krieg die Grenze zwischen dem kommunistischen Ostblock und den kapitalistischen Westmächten. Die 20 eingerichteten Bezirke wurden von den vier Siegermächten kontrolliert: Acht von den Sowjets, sechs von den Amerikanern, vier von den Briten und zwei im Norden von den Franzosen – Wedding und Reinickendorf. 

Der Ortsteil Frohnau bildet als nördlichste Spitze Berlins eine topografische Besonderheit, ist an drei Seiten von Brandenburg umgeben, grenzt nur im Südwesten an Hermsdorf. Die skurrile Landesgrenze bildet die Oranienburger Chaussee als Bundesstraße B 96, die dort teilweise durch die BrandenburgerGemeinde Glienicke/Nordbahn führt. Orts-Eingangs- und Ausgangsschilder weisen so heute noch auf den Tatort hin, der in der Nähe der DDR-Enklave „Entenschnabel“ liegt.

Herbert Bauer erhielt am 30.12.1952 ein Staatsbegräbnis mit Staatstrauer. Der live im RIAS übertragenen Trauerkundgebung des Oberbürgermeisters Ernst Reuter vor dem Schöneberger Rathaus wohnten 100.000 Trauergäste bei und zirka eine Million Menschen gaben dem Trauerzug das letzte Geleit zum Tegeler Friedhof. Anfang Januar brachten zwei Volkspolizisten einen Kranz an die Sektorengrenze, 1953 wurde ein Gedenkstein am Edelhofdamm und 1997 ein Gedenk-
ort für ihn und den 1986 erschossenen Flüchtling Michael Bittner errichtet. 

Reinickendorfer sowie Glienicker Bewohner und Politiker gedenken seitdem am 13. August mit einer Feierstunde an diesem Kreuz der Grenz-Toten.

Karin-Brigitte Mademann