Tegel – Dank einer privaten Initiative soll in Tegel eine Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe entstehen. Die Planungsphase des ambitionierten Projektes auf dem Grundstück Erholungsweg 64 ist bereits weitestgehend abgeschlossen.
Wolfgang Bauer hat es sich zum Ziel gesetzt, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Ein Wohnheim für gesellschaftlich benachteiligte Kinder und Jugendliche soll es sein. „Ich bin selbst ein geschädigtes Kind, in Heimen aufgewachsen“, erinnert sich der 68-jährige Reinickendorfer an seine frühen Jahre. Auf dem weiteren Lebensweg habe er dann viel Glück gehabt, berichtet er; sowohl privat als auch beruflich.
Schnell ist ein geeignetes Grundstück auf der Rückseite des Waidmannsluster Damms gefunden. Der Sohn, Tim Bauer, vermittelt den Kontakt zur evangelischen Kirchengemeinde Tegel-Borsigwalde. Als Eigentümerin des ungenutzten, etwa 2.000 Quadratmeter großen Areals, stellt sie es samt dem so genannten Schwedenhaus in Erbbaupachtrecht auf 119 Jahre zur Verfügung. Allen voran setzt sich Pfarrer Jean-Otto Domanski für eine Realisierung ein.
Ist der bürokratische Weg zunächst steinig, sucht der Bauherr den Kontakt zu Volksvertretern. Zu den ersten Unterstützern zählt der Wahlkreisabgeordnete für Wittenau, Tegel, Waidmannslust und Borsigwalde, Björn Wohlert. „Wenn ein privater Investor sagt, wir müssen etwas tun, dann sollten auch die Behörden offen für das Engagement sein“, findet der CDU-Politiker. Inzwischen fördern zudem die Jugendstadträtin, Julia Schrod-Thiel, sowie Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner das Vorhaben. In einer ersten Phase könnten bis zu 20 Kinder und Jugendliche im sanierten Schwedenhaus einziehen. In einem zweiten Schritt wird ein Neubau mit etwa 800 Quadratmetern Grundbaufläche entstehen. Danach erfolgt der Umzug aus dem in die Jahre gekommenen Altgebäude. Es wird zugunsten des zweiten Neubaus abgerissen. Die privat finanzierten Baukosten betragen etwa fünf Millionen Euro. Schon im kommenden Jahr könnte der erste Neubau stehen.
Mieter und Betreiber der Einrichtung wird die Stiftung KJSH (Verbund für Kinder-, Jugend- und Soziale Hilfen) sein, die mit ihren bundesweit 4.000 Beschäftigten über anerkannte Kompetenz in der Jugendarbeit verfügt. „Eine derartige Kombination von Angeboten gibt es bisher in Reinickendorf nicht“, erzählt Regional-Geschäftsführer Matthias Blechschmidt. Gemeint sind mehrere Formen der Unterbringung, so betreutes Einzelwohnen oder elternaktivierende Krisengruppen (Kinder mit je einem Elternteil). Familienanaloge Wohngruppen bieten eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Diese Lebensgemeinschaft von Kindern mit Pädagogen soll Nestwärme und Geborgenheit bewirken.
Die Betroffenen stammen aus Familien mit Drogen- oder schwerwiegenden Beziehungsproblemen. Zudem sollen Geflüchtete aus Kriegsgebieten hier eine Heimat finden. „Wir wollen die Jugendlichen fit für das Leben machen, sie auf den Arbeitsmarkt vorbereiten“, so Blechschmidt. Bei aller Fürsorge vergisst der Regionalleiter das Umfeld nicht. „Wir möchten mit den Nachbarn reden. Sie sollen wissen, was wir machen“, hofft Blechschmidt auf ein gutes Miteinander.