Eine Frau macht sich an einer Gerätschaft zu schaffen und zeigt deren Funktion.
Dagmar Rauchfuss mit Kameraapparatur zur Kanalüberprüfung | Foto: bs

Knip GmbH steht nicht auf dem Schlauch

Seit 95 Jahren beschäftigt sich die kleine Reinickendorfer Firma mit Industrietechnik

Reinickendorf – Was ist denn „Technischer Handel“? „Alles außer Lebensmittel“, antwortet Dagmar Rauchfuss lachend. Sie ist Geschäftsführerin der Knip GmbH Co.KG, einer kleinen Firma mit einem breiten Angebot in Alt-Reinickendorf 52. Nein, so einfach sei das nicht, schiebt sie gleich hinterher. Es gehe um Industrietechnik, Schläuche, Verbindungen von Schläuchen untereinander oder mit Maschinen, Kanal- und Inspektionstechnik sowie Schulungen. Helke Rauchfuss arbeitet in der Verwaltung und ist sogar noch ein paar Jahre länger in der Firma als ihre Geschäftsführerin-Schwester. Beide sind Gesellschafterinnen. Dagmar Rauchfuss gibt zu bedenken, dass die Firma mit einem Alter von 95 Jahren „schon ein bisschen betagt“ sei, sieht aber für die nächsten 10 bis 15 Jahre weiterhin gute Entwicklungschancen für das Unternehmen. Ihr Motto: „Die Kunden haben Probleme, dann fahre ich raus.“ So wurde es in dem Familienbetrieb immer gehalten.

Gründung schon 1928

Eigentlich sind die beiden Schwestern von Geburt an dabei. 1952 übernahm ihr Vater Hartmut Rauchfuss „für eine Mark“ das Unternehmen A. Knip & Co. Nachfolger, das ursprünglich 1928 gegründet worden war und in der Brunnenstraße seinen Sitz als Laden für technische Apparaturen hatte. Vater Rauchfuss zog es in das Hinterhaus im beschaulichen Alt-Reinickendorf, wo das Unternehmen heute noch sitzt. Er starb 2001, danach übernahm Dagmar Rauchfuss die Geschäftsführung. Ihre Mutter, die 2007 starb, hat auch im Unternehmen gearbeitet. Jetzt wollen die Geschwister einmal zeigen, was in ihrem Betrieb heute so los ist. An dem langen Arbeitstisch in der Werkstatt beugt sich Michael Lorenz über zwei Geräte für einen Kunden. Sogleich verwickelt er die Chefin in ein Fachgespräch, dem Laien nur schwer folgen können. Wie sie sich da so über Apparaturen mit Schlauchfortsatz beugen wird klar, Hier ist Leidenschaft mit im Spiel. Der Auszubildende im Kapuzenpulli grüßt derweil freundlich.

Arbeiten für “sauberes Durchleiten”

Insgesamt seien sie zu siebt in der Firma. Eine genaue Aufgabenteilung im Team scheint nur schwer auszumachen. Die Geschäftsführerin ist mal in der Werkstatt, dann wieder beim Kunden und auch Schulungen organisiert und begleitet sie. Ihre Kunden seien hauptsächlich in Berlin und Brandenburg in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie. Hier komme es auf die Einhaltung höchster hygienischer Ansprüche bei Schlauchapparaturen an. Alles habe Vorschriften und sei zertifiziert. Über Kundennamen reden mag Rauchfuss nicht so gern, in den Prospekten aber sind einige genannt. Wie Berlin-Chemie in Adlershof und Britz. Das Unternehmen hatte Probleme mit vorhandenen Schäuchen, Knip wurde beauftragt und löste das Problem. Ein anderer Kunde wollte sparen und ließ die jährliche Schlauchüberprüfung von Knip ausfallen. Das Ergebnis waren geplatzte Schläuche und noch mehr Ärger. Für Schläuche und die Verbindungsstücke kann Rauchfuss sich begeistern. Es gehe um ein „sauberes Durchleiten von Flüssigkeiten“. Nichts dürfe hängen bleiben an Nahtstellen des Übergangs vom Schlauch zur Apparatur. Eine Wissenschaft für sich.

Hochexplosives in “Zone 0”

Die meisten Produkte, die Knip für Kunden herrichtet und vertreibt, kommen aus Deutschland. Für Gummischläuche nennt Rauchfuss Conti aus Hannover, wo viel bestellt werde. Es werde auch Ware aus China bezogen, aber nur nach gründlicher Prüfung der Einhaltung aller Vorschriften in Deutschland. Man denke sich nur einmal aus, in „Zone 0“ würde geschlampt werden. Kaum wagt man nachzufragen. In „Zone 0“ gehe es hochexplosiv zu und besondere Sicherheitsvorschriften seien zu beachten. Ah, so wie bei Tankstellen? Na, ja so ähnlich. Aber für die arbeite Knip nicht. Auch nicht für Druckschläuche oberhalb von 30 bar. Das sei Hydraulik und Knip beherzige den alten Spruch: „Schuster, bleib bei deinen Leisten“.

Branche ist “soo kollegial”

Eine Sache ist Dagmar Rauchfuss noch besonders wichtig. Ihr „Verband Technischer Handel“ VTH. Sie ist Vorsitzende in der Region Ost mit 14 technischen Händlern. Insgesamt hat der Verband in Deutschland „230 Großhandlungen für industriellen und technischen Bedarf“. Jüngst war die VTH-Jahrestagung in Berlin, die Rauchfuss organisierte. Sie schwärmt von dem Miteinander in dieser Branche, als ob es keine Mitbewerber gäbe. Alle seien „soo kollegial“.

bs

Bertram Schwarz

Meine erste journalistische Station war die Schülerzeitung meiner Schule, später war ich für verschiedene Zeitungen und Rundfunkanstalten als freier Mitarbeiter tätig, nach dem Studium als politischer Redakteur beim NDR und später als Geschäftsführer verschiedener Medienfirmen. Seit 2019 arbeite ich als freier Autor für die RAZ.