RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

Larscheid bestätigt Disziplinarverfahren gegen sich

Reinickendorf – Das Verhältnis zwischen Bezirksbürgermeister Frank Balzer und Amtsarzt Patrick Larscheid scheint stark angespannt zu sein. Nach einem Beitrag in der „Heute-Show“ des ZDF über das Gesundheitsamt Reinickendorf Anfang des Jahres war von „Maulkorb“ und „Disziplinarverfahren“ gegenüber dem Amtsarzt die Rede. Larscheid sagt, dass die Vorgänge um ihn herum auch Thema im Kollegenkreis mit anderen Amtsärzten in Berlin gewesen seien und legt im Gespräch mit der RAZ seine Sicht der Dinge dar.

Die „Heute-Show“ ist eine satirische Sendung des ZDF. Warum haben Sie das TV-Team mitten in einer Pandemie ins Gesundheitsamt Reinickendorf gelassen?

Das war eine Entscheidung, die ich mir sehr schwer gemacht habe. Natürlich habe ich vorher mit der Redaktion der Heute-Show gesprochen. Die oberste Prämisse war, dass wir nicht schlecht wegkommen. Das bedeutet, dass keinesfalls die großartige Arbeit meiner Mitarbeiter im vergangenen Jahr in irgendeiner Weise mies gemacht oder veralbert wird. Tatsächlich war das auch nicht die Intention dieser Sendung, sondern es ging bei diesem Beitrag eher um eine Darstellung der Probleme in Gesundheitsämtern und durchaus auch um den Seitenhieb, dass noch nicht alles perfekt läuft bei der Kontaktnachverfolgung.

Storck ist eines der großen produzierenden Unternehmen in Reinickendorf. Ausgerechnet über das Storck-Produkt „Merci“ haben Sie sich lustig gemacht. Warum?

Das ist so nicht geplant gewesen. Ich betrachte das aus heutiger Sicht als großen Fehler, ein Unternehmen direkt anzugehen. Nicht weil es den Sitz in Reinickendorf hat, das ist natürlich eine besondere Ungeschicklichkeit von mir gewesen, sondern weil es niemand verdient, vor einem größeren Publikum so heruntergezogen zu werden. Mit der Firma Storck habe ich überhaupt keine Probleme und bin auch sehr froh, dass es sie in Reinickendorf gibt. Ich bin im Übrigen auch Konsument ihrer Artikel.

Hatten Sie nach der Sendung Kontakt zu Storck?

Es hat in meine Richtung keinen Kontakt gegeben. Es hat – soweit ich weiß – einen Kontakt in Richtung des Bezirks gegeben.

In der Pandemie geben Sie als Amtsarzt viele Interviews. In letzter Zeit lassen Sie sich häufig als „Mitglied des Berufsverbandes für Ärzte im öffentlichen Gesundheitswesen“ befragen. Welchen Grund hat das?

Die Erfahrung zeigt, dass es gar nicht erwünscht ist, dass ein Beamter sich einfach so zu Wort meldet. Es ist auch kein Geheimnis, dass faktisch dafür gesorgt wurde, dass bei mir jeder Kontakt zu den Medien einem Genehmigungsvorbehalt seitens des Bezirksamtes unterliegt. Die Einschränkung des Medienkontaktes wurde auch außerhalb der Grenzen der Stadt von vielen gesehen und kommentiert.

Empfinden Sie das als Maulkorb?

Das ist die Frage, wie ein Außenstehender das interpretiert. Ich will das so gar nicht nennen. Es ist aber so, dass etwas ganz Eigenartiges passiert ist. Jede meiner Äußerungen soll vorher genehmigt werden. Das ist zumindest eine erstaunliche Wendung.

Es war zu lesen, dass ein Disziplinarverfahren gegen Sie angestrengt worden sei. Bezirksbürgermeister Frank Balzer ließ das gegenüber der RAZ dementieren. Gibt es nun eins oder nicht?

Mir ist mitgeteilt worden, dass ein Disziplinarverfahren gegen mich eingestellt wurde, insofern muss es wohl ein Verfahren gegen mich gegeben haben. Ich bin zumindest auch angehört worden in diesem Zusammenhang. Wer sich ein bisschen mit Disziplinarrecht bei Beamten auskennt, weiß, dass eine solche Anhörung untrennbar mit einem Disziplinarverfahren verbunden ist.

Worum ging es denn bei dem Disziplinarverfahren?

Das sind tatsächlich Interna, die nach meinem Wissen aber zum Teil in die Öffentlichkeit gelangt sind. Aus meiner bescheidenen Sicht ging es gar nicht um schwerwiegende beamtenrechtliche Verstöße, sonst hätte es ja auch nicht zur Einstellung kommen können, sondern es ging auch um die Äußerungen im Zusammenhang mit dem Süßwarenfabrikanten.

Das klingt nach viel Ärger. Bringt Ihnen die Arbeit als Amtsarzt von Reinickendorf noch Spaß?

Ja natürlich, allergrößten Spaß sogar, weil wir die Arbeit hier für die uns anvertrauten Menschen machen, und das klappt hervorragend. Nach wie vor ist es mir auch eine große Freude mit meinem Gesundheitsstadtrat zusammenzuarbeiten. Dass es von anderer Seite Unruhe gibt, beeinträchtigt den Spaß an der Arbeit überhaupt nicht. Da muss man auch einfach durch.

Vielen Dank für dieses Gespräch.

Interview Bertram Schwarz

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.