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Uwe Borkenhagen Foto: privat

Maßgabe für Grundschüler: Kurze Beine, kurze Wege

Bezirk – Sind die Reinickendorfer Schulen gut für die Zukunft aufgestellt? Was steht in den kommenden Jahren an? Zu diesen Themen sprach die RAZ mit dem wiedergewählten Vorsitzenden des Bezirksschulbeirats Reinickendorf (BSB), Uwe Borkenhagen.

In Reinickendorf-Ost, Reinickendorf-West, im Märkischen Viertel und in Waidmannslust fehlt es an ausreichend Schulplätzen.

Ja, das stimmt, obwohl der Grundsatz gelten sollte: kurze Beine, kurze Wege. Als besonders negativ empfinde ich die ständige Verschiebung des Baus einer neuen Schule in Reinickendorf-Ost. Den Verantwortlichen ist seit Jahren klar, dass diese Schule schnell gebaut werden muss, aber es gibt Probleme bezüglich des Denkmalschutzes zur angrenzenden Weltkulturerbe-Siedlung ,Weiße Stadt‘. Wenn sich der Bau der Schule noch lange verschiebt, wird es in den benachbarten Schulen unverhältnismäßig voll werden. Ähnliches gilt für die Schulen im Märkischen Viertel und in der Cité Foche.

Sie halten deshalb eine Schulentwicklungsplanung für sinnvoll, der vorausschauend konzipiert ist. Gibt es diesen nicht?

Leider hakt es seit einigen Jahren an einem aussagekräftigen Schulentwicklungsplan. Deshalb fordern wir die Erstellung eines aktuellen.

Stichpunkt „Digitalisierung der Schulen“. Geht es hier voran?

Die Digitalisierung an den Schulen muss stärker vorangetrieben werden. Das fängt bei der Bereitstellung breitbandiger Netze an, geht über die Hardware-Ausstattung bis zu digitalen Lernmaterialien und Unterrichtsformen. Während der Pandemie wurde der mangelhafte digitale-Ausbau nur stärker erkannt; er war aber den Verantwortlichen seit Jahren bekannt.

Welche Themen treiben Sie noch an?

Der Sanierungsrückstand der Schulen, die Versorgung der Schüler mit gutem, möglichst vor Ort gekochtem Essen und der Bau von Schulen, die so variabel gestaltet sind, dass sie verschiedene Nutzungen ermöglichen und in den öffentlichen Bereich hineinwirken, beispielsweise auch Kultur anbieten.

Ein wichtiger Teil der Zukunft Reinickendorfs wird sich im neuen Ortsteil auf dem Gelände des Flughafens Tegel abspielen.

Ja, und deshalb muss dort von Anfang an darauf geachtet werden, dass aus Fehlern der Vergangenheit gelernt wird, und das neue Quartier eine sehr gute Ausstattung mit Schulplätzen sowie Sport- und Kultureinrichtungen, die miteinander verzahnt sind, erhält. Empfehlenswert wäre, die Baumaßnahmen auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens von einem bezirklichen Baubeirat zu begleiten.

Was ist die aktuellste Aufgabe im Moment?

Für die Kinder der geflüchtet Familien aus der Ukraine sind kurzfristig Schulplätze, zum Beispiel in Willkommensklassen, zur Verfügung zu stellen. Hierbei ist das Bezirksamt und die Senatsaußenstelle in jeder Form zu unterstützen.

Danke für das Gespräch.

Interview Heidrun Berger

Der Bezirksschulbeirat berät das Bezirksamt in Fragen des bezirklichen Schulwesens. Er kann dem Bezirksamt und der Schulaufsichtsbehörde Vorschläge unterbreiten. Er besteht aus den von den Bezirksausschüssen der Schüler, Eltern und Lehrer gewählten Vertretern.

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.