Frohnau – Die Städteplaner Brix und Genzmer konzipierten vor über hundert Jahren die Gartenstadt mit einer weltweit einmaligen Lösung für die Ableitung des Regenwassers, die heute noch als hervorragendes Schwammstadt-Beispiel funktioniert. Im trockenen Boden wurden 21 Versickerungsteiche angelegt, die das Wasser von den umliegenden Straßen auffangen. Die Senheimer Straße ist Teil eines Straßensanierungskonzeptes von vier Straßen rund um die als großes Versickerungsgebiet geplante Grünfläche Lesserpark. Experte Prof. Hans-Peter Lühr spricht mit der RAZ über die Regenwassersituation und Lösungsalternativen für die Senheimer Straße.
Was ist die grundlegende Intention Ihrer Planungsvariante?
Ziel ist die Gewährleistung eines ungehinderten Feuerwehreinsatzes, eine zufriedenstellende Niederschlagsentwässerung und den Erhalt der vorhandenen Bäume unter einen Hut zu bringen. Dieses ist möglich, wenn der Straßenquerschnitt um einen Meter von 7,50 auf 6,50 m verkleinert wird. Dann kann der asphaltierte Mittelbereich von 3,50 m realisiert werden, wobei von den mit kleingliedrigem Pflaster versehenen Seitenstreifen einer nur einen Meter beträgt, der andere zwei Meter breite Parkstreifen bleibt.
Welche Vorteile ergeben sich gegenüber der bis jetzt favorisierten Variante?
Die bisherige Ausbauplanung realisiert das primäre Schutzziel öffentliche Sicherheit im Zuge von Feuerwehr- und Rettungseinsätzen, geht aber zu Lasten der Bäume. Auch nach Abschätzung der wasserrelevanten Verhältnisse stellt die Ausbauplanung zumindest eine gleichwertige, wenn nicht sogar eine verbesserte Situation gegenüber der jetzigen dar, vor allem, wenn großzügigere Baumscheiben und Versickerungsmulden realisiert werden.
Welcher Planungsaufwand und welche Kosten wäre erforderlich?
Die Elemente, die in eine modifizierte Planung eingehen müssen, sind gering: Bordsteinlinien sind zu verlegen, ein Seitenstreifen ist um einen Meter zu verkleinern, Baumscheiben und Versickerungsmulden sind neu zu konzipieren. Im IT-Zeitalter muss keiner mehr aufwendig am Zeichenbrett stehen, so dass die Kosten überschaubar sein werden. Aus haushalterischen, administrativen Gründen darf es keine Absage für die notwendige Planungsänderung geben. Denn die Veranstaltung hat eindeutig gezeigt, dass mit der alten Ausbauplanung die drei oben genannten Ziele nicht befriedigt werden können. Und eine schlechte Lösung aus formalen Gründen für die nächsten hundert Jahre zu etablieren, kann niemanden überzeugen.
Welche Auswirkungen hat das auf den Zeitplan?
Es muss seitens des Bezirksamtes umgehend beschlossen werden, dass man eine Alternativplanung im obigen Sinne in Angriff nehmen will. Dann müssen die politischen Drähte anfangen zu glühen, um die Voraussetzungen für eine neue Planungsvariante zu schaffen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Karin Brigitte Mademann