Bezirk – Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU) hatte zum Jahresanfang in ihre Diensträume eingeladen, um mit Journalisten über Themen aus dem vergangenen Jahr und dem neuen Jahr zu sprechen. Los ging es mit der interreligiösen Zusammenarbeit im Bezirk. Sie erzählte vom „Turmblasen“ der evangelischen Kirchengemeinden am Silvestertag vor dem Rathaus und das gute Miteinander der verschiedenen Religionsgemeinschaften bei dieser Gelegenheit: „Fehlte nur noch, dass gegenseitig die Gebete abgelesen wurden“, sagte sie.
Digitalisierung als zentraler Schwerpunkt
Als einen großen Schwerpunkt ihrer Arbeit im gerade zu Ende gegangenen Jahr und im zukünftigen Jahr bezeichnete Demirbüken-Wegner die Digitalisierung der Verwaltung. Sie wolle im ganzen Rathaus die „E-Akte“ einführen, um das allerorten ausgegebene Ziel des „papierlosen Büros“ zu erreichen. Bisher seien von den etwa 1.800 Mitarbeitenden des Bezirksamtes 400 ohne Aktendeckel unterm Arm unterwegs. Sie versprach, dass dieser Schritt bis zur kompletten Einführung des digitalen Datenverkehrs „keine weiteren 25 Jahre mehr dauern“ werde. Und dann verriet sie noch einen Traum: „Endlich das Faxgerät nicht mehr benutzen zu müssen!“ Besonders im Kontakt mit den Gerichten werde es weiterhin gefordert. Die Digitalisierung solle auch unmittelbar den Bürgern zugutekommen. Sie wies auf das bereits eingeführte „Kontaktformular“ hin. Dieses sei über die Website des Bezirksamtes abzurufen, und mit ihm könne sich jeder Bürger und jede Bürgerin des Bezirks einen Termin bei einem Bürgeramt innerhalb von 10 Tagen reservieren. Damit gehe Reinickendorf berlinweit „einen eigenen Weg“. Die Bezirksbürgermeisterin wünschte sich, dass diese Möglichkeit noch bekannter und häufiger genutzt werde.
Einsamkeit: Ein Thema für alle Generationen
Auch 2025 wolle sie sich um das Thema „Einsamkeit“ kümmern. 2024 standen ältere Menschen im Fokus, dieses Jahr seien es die jüngeren. Diese „überspielen ihre Einsamkeit häufig mit Social Media“ am Smartphone. Sie kämpfe dafür, dass es zu einer bundesgesetzlichen Regelung komme, nach der Ärzte Einsamkeit diagnostizieren und Maßnahmen gegen Abrechnung verschreiben können. Im nächsten Dezember werde es wieder einen „Einsamkeitsgipfel“ geben und am 24. Dezember „ein Treffen für Jung und Alt“.
Wirtschaft stärken: Ausbildung und Hochschule
Zugunsten der Wirtschaft werde sie weiterhin für „Meister statt Master“ trommeln. Die betriebliche Ausbildung solle bei jungen Menschen den gleichen Stellenwert haben wie das Studium an der Universität. Gleichwohl sei sie unbedingt dafür, dass der Umzug der Berliner Hochschule für Technik (BHT) trotz aller Sparzwänge auf das Gelände des früheren Flughafens Tegel vollzogen werde. Ansonsten blieben die Pläne für den Wirtschaftsstandort „Urban Tech Republic“ auf dem Flughafengelände „irgendetwas Gerupftes“.
Verkehrsprojekte und Herausforderungen in Tegel
Mit Optimismus sprach Demirbüken-Wegner die Verlängerung der U 8 ins Märkische Viertel an. Obwohl seit Jahrzehnten versprochen und immer wieder neu geplant, gehe sie fest davon aus, dass der bereits teilweise gebaute Tunnel nun bis in das Zentrum des Märkischen Viertels vorangetrieben werde. Skeptischen Blicken erwiderte sie bestimmt: „Die Verlängerung wird kommen und ich werde das auch noch erleben.“ Weniger positiv gestimmt schaute die Bezirksbürgermeisterin auf die Situation der Geflüchteten im Ankunftszentrum Tegel. Dort werden „Menschen übereinander gestapelt“ und hätten keine Rückzugsmöglichkeiten oder Privatsphäre. Sie wiederholte ihre Forderung nach einem „gesamtstädtischen Konzept“, um für Geflüchtete Kita, Schule, Ausbildung und „Teilnahme am Arbeitsleben“ zu ermöglichen.