Wer auf dem Radweg Berlin-Kopenhagen unterwegs ist und dabei – umweltfreundlich und selten von Autos behelligt – vielleicht nur von Spandau nach Mitte oder umgekehrt möchte, muss seit 14. November einen rund anderthalb Kilometer langen Umweg durch den Wald am Tegeler See fahren. Und das kann noch das ganze Jahr über so bleiben.
Die vom Land gepriesene und auch von vielen Alltagsradlern genutzte Reisestrecke führt in Tegel eigentlich über die Straße Im Saatwinkel. Die ist jetzt jedoch wegen des Neubaus der Tegeler Brücke sowie Sanierungsarbeiten am Ufer des Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanals nicht nutzbar. Die Senatsverkehrsverwaltung sah darin kein großes Problem: Parallel führt die Straße R durch die Siemens-Siedlung Hoka IV und wurde deshalb als Ersatz empfohlen. Deren Anwohner allerdings waren wenig erfreut über den zusätzlichen Verkehr auf zwei Rädern. Einige von ihnen sprechen schon mal gerne von „rücksichtslosen Kampfradlern“, allerdings unter der Bedingung, nicht namentlich in der Zeitung zitiert zu werden. Von Unfällen und immer neuen gefährlichen Situationen während der Zeit als Umleitungsstrecke ist die Rede. Und auch, wenn der Polizei in der letzten Zeit nur ein Unfall mit einem Fahrrad in der Straße R bekannt ist, und zwar schon im April vergangenen Jahres, entschied sich der Vorstand der Siedlung zu einer radikalen Lösung: der kompletten Sperrung der Straße R am Übergang in die Straße Im Saatwinkel. Nur Fußgänger können die Metallkonstruktion passieren. Das Problem für Fahrradfahrer, aber auch für die Berliner Politik: Die Hoka-Leute dürfen das. Die Straße R ist eine Privatstraße, die noch nicht einmal für öffentlichen Verkehr gewidmet ist. Kommunalpolitiker aus Reinickendorf und Spandau wollten sich für eine Lösung einsetzen. Bisher ohne Erfolg.
Die Arbeiten an der Tegeler Brücke sollen in diesem Jahr abgeschlossen werden. Wann genau, ist noch unklar. Dann könnte auch die Route über die Straße Im Saatwinkel wieder möglich sein. Bis dahin bleibt Radlern nur der lange Umweg über den Maienwerderweg. Und nicht nur für die Fahrradfahrer: Die Sperre ist so konstruiert, dass weder Rollstuhlfahrer noch Kinderwagen hindurchkommen. cs
Fotos: cs