Reinickendorf – Bagger und Zäune statt Spaziergänger – der Schäferseepark ist noch eine große Baustelle. Vor allem rund um den Minigolfplatz und das Café am See ist kaum ein Durchkommen; in Richtung Haus am See und Bibliothek ist der Durchgang komplett gesperrt. Die RAZ fragte bei der zuständigen Bezirksstadträtin Korinna Stephan (B90/Grüne)nach.
Die Bauarbeiten mit Teilschließungen dauern nun schon vier Jahre. Warum gibt es diese extremen Verzögerungen?
Während der Bauphase war es dem Bezirksamt ein wichtiges Anliegen, dass die Parkanlage permanent passierbar bleibt, um die Einschränkung für die tägliche Nutzung so gering wie möglich zu halten. Dies hatte sowohl das Aufstellen von Zaunanlagen als auch Verzögerungen im Bauablauf zur Folge.
Welche Schwierigkeiten sind aufgetreten?
Das Bauvorhaben ist eng mit der Sanierung des Leitungsbestandes durch die Berliner Wasserbetriebe (BWB) verwoben. Dieses macht enge Abstimmungen und Terminabsprachen hinsichtlich der Planung und baulichen Durchführungen zwischen den BWB und dem Bezirksamt erforderlich, was zu Verzögerungen führte und noch führt. Die Genehmigung der Aussichtsplattform im 2. Bauabschnitt bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung benötigte ein Jahr. Planungen und bauliche Umsetzung bauen oftmals aufeinander auf. So müssen zuerst Spundwände mit schwerem Gerät gesetzt und von einem Statiker und der Genehmigungsbehörde geprüft und genehmigt werden, bevor weitere Planungs- und Bauarbeiten umgesetzt werden können. Darüber hinaus wurde im Rahmen der Baumaßnahme kontaminierter Boden vorgefunden, der, bevor er fachgerecht entsorgt werden konnte, umfangreich untersucht werden musste

Wann soll dann der letzte Bauabschnitt in Angriff genommen werden? Und wann rechnen Sie nun mit der Fertigstellung?
Der zweite Bauabschnitt wird voraussichtlich im Frühsommer 2025 fertiggestellt. Ein Fertigstellungstermin für den letzten Bauabschnitt kann noch nicht benannt werden.
Viele Spaziergänger und Anwohner, mit denen ich gesprochen habe, sagen, dass die schon fertiggestellten Bereiche nicht schöner geworden sind. Sie meinen, es sei rausgeworfenes Geld. Es gäbe andere, schwerwiegendere Probleme, wie die zunehmende Vermüllung und zunehmende Kriminalität. Was sagen Sie dazu?
Die stark genutzte Grünanlage war erneuerungsbedürftig und entsprach nicht mehr den gewandelten Ansprüchen an ein zeitgemäßes Naherholungsgebiet. Die Maßnahme wird im Förderprogramm Lebendiges Zentrum und Quartiere finanziert und zielt darauf ab, die Grünanlage für die Bewohnerschaft und zusätzliche Besucher und Besucherinnen wieder attraktiv zu machen, um damit auch die Anziehungskraft für das Ortsteilzentrum zu erhöhen.
Für die Umgestaltung der denkmalgeschützten Parkanlage wurde ein landschaftsplanerischer Wettbewerb im Jahr 2018 durchgeführt. Die Entscheidung über den jetzt umgesetzten Entwurf beinhaltet die Belange des Denkmalschutzes, des Naturschutzes und des zukünftigen Nutzungsdrucks auf die Anlage unter Berücksichtigung der Optimierung der Barrierefreiheit und der Kriminalprävention. Auch die Belange von Sicherheit und Ordnung fließen gezielt in die Umgestaltung von Flächen ein. So wird zukünftig die Einsichtnahme von bisher verdeckten Flächen erhöht, um die Möglichkeit einer kriminellen Nutzung zu erschweren.
Warum sehen die Anwohner keine großen Veränderungen?
Im bisher fertiggestellten ersten Bauabschnitt wurden „nur“ bestehende Wege saniert sowie Mobiliar und Beleuchtung erneuert. Insofern ist die Veränderung vielleicht nicht deutlich sichtbar. Deutliche Veränderungen und damit auch neue Angebote entstehen erst in dem aktuellen Bauabschnitt mit den Zugängen und Uferbalkonen an der Stargardtstraße sowie am Café am Schäfersee.
Eine fachübergreifende Arbeitsgruppe (inklusive Polizei) beim Bezirksamt beschäftigt sich mit den Themen Drogenkonsum, Obdachlosigkeit und Kriminalität rund um den Franz-Neumann-Platz und den Schäfersee und entwickelt Lösungsansätze. Eine aufsuchende Sozialarbeit findet durch Fixpunkt e. V. statt, ebenso ein regelmäßiger Austausch mit der Suchthilfe Berlin Mitte. Das im Park um den Schäfersee eingesetzte Parkmanagement-Team wirkt oft vermittelnd bei kleineren Konflikten und störendem Verhalten aufgrund von Drogenkonsum, meldet Vandalismus und Verschmutzung und ist eine wichtige Informationsquelle zur Situation in der Parkanlage. Das Thema Vermüllung ist im gesamten Fördergebiet – wie auch berlinweit – aktuell und wird vom Geschäftsstraßenmanagement seit Jahren aktiv bearbeitet, auch unter Einbindung der Gewerbetreibenden vor Ort mit einer Sauberkeitskampagne und Kooperationen mit der BSR.
Vielen Dank für das Gespräch.
Interview Christiane Flechtner