Tegel – Am 5. Mai wurden am TXL endgültig die Lichter ausgeknipst. Damit geht eine lange Ära der Luftfahrtgeschichte zu Ende.
In den nächsten zwei Jahrzehnten sollen auf dem ehemaligen Flughafengelände das Schumacher-Quartier mit über 5000 neuen Wohnungen entstehen und neben Teilen der Technischen Hochschule auch die Feuerwehrakademie untergebracht werden. Um das riesige Bauprojekt zu starten, rücken jetzt die Kampfmittelentsorger an (siehe Seite 2).
Unter der friedlich daliegenden Oberfläche könnte manch Zündstoff verborgen sein. Denn auf dem Areal werden Blindgänger und Munition vermutet. Die weite Fläche hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich.
Das Flughafengelände war ursprünglich ein Teil der alten Jungfernheide. Die Namen gebenden Jungfern waren die begüterten Bewohnerinnen des Benediktinerinnenklosters St. Marien, das vor über 700 Jahren in Spandau gegründet wurde.
Durch die Reformation starb der Orden Mitte des 16. Jahrhunderts aus. Den nun protestantischen Großkurfürsten von Brandenburg und später den preußischen Königen diente der weitläufige Forst als Jagdrevier. Nach den Jägern hielten die Soldaten auf dem Gebiet Einzug. In der Regierungszeit Friedrich des Großen, der mit seinem enormen Heer Preußen zu einer gleichberechtigten Großmacht im europäischen Gefüge etabliert hatte, entstand dort ein Artillerie-, Schieß- und Übungsplatz.
Im Deutschen Kaiserreich entschloss man sich, die neuen Möglichkeiten der Luftschifffahrt auch militärisch zu nutzen. Nach Einübung der neuen Technik auf dem Gelände entstand 1906 eine große Zeppelin-Halle: der „Luftschiffhafen Reinickendorf“.
Das Gelände lag brach, bis 1930 der Ingenieur Rudolf Nebel gemeinsam mit Wernher von Braun den Raketenflugplatz Berlin daraus machte. Bei ihren Experimenten steigerten sie die Flughöhe von anfangs 100 bis auf 4000 Meter. Das Projekt wurde allerdings bald in den Landkreis Teltow-Fläming verlegt. Im Zweiten Weltkrieg wurde Tegel als Truppenübungsplatz der Luftwaffe genutzt.
Zudem ist davon auszugehen, dass das Gebiet im Zeitraum von 1940 bis 1945 häufiger durch Spreng- und Brandbomben der Royal Air Force getroffen wurde.
Auf dem Gelände gab es außerdem mehrere Bodenkämpfe mit entsprechenden Gräben und Deckungen. Nach Ende des Krieges wurden Bombentrichter, Erdlöcher oder Splittergräben mit dem häufig kampfmittelbelasteten Bauschutt zerstörter Gebäude verfüllt.
Eine systematische Kampfmittelräumung fand nach dem Krieg allerdings nicht statt: Denn die sowjetischen Blockade West-Berlins 1948/49 erforderte die schnelle Errichtung von Landebahnen in Tegel.bod
Ein Fesselballon vor dem Aufstieg Foto: Archiv HW
Der ehemalige TXL Foto: bod