Waidmannslust – Fantastisch, großartig, toll. Die Superlative finden kaum Grenzen an diesem ersten Freitag im September. Anlass ist das Richtfest für einen neuen Gebäudekomplex im Rollberge-Kiez, der nach Fertigstellung ein Familienzentrum, eine Kindertagesstätte sowie 126 Wohnungen umfassen wird. Titiseestraße 7 lautet die Hausnummer.
Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt des evangelischen Kirchenkreises Reinickendorf und der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gesobau und trägt offiziell den Namen „FACE Campus“. Nur neun Monate haben die vom niederländische Bauunternehmen Ten Brinke ausgeführten Arbeiten bis dato gedauert, jetzt steht der Rohbau. Man liegt, nicht immer alltäglich für Berlin, exakt im Zeitplan. Die Verantwortlichen loben vor allem die künftige Mischnutzung von bezahlbarem Wohnen und sozialer Arbeit für die Menschen vor Ort. „Dieser Neubau leistet einen Beitrag, die Wohnungssituation zu verbessern und führt außerdem zu einer Aufwertung des Rollberge-Quartiers“, betont Christian Gaebler, Senator für Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung.
Seine Abteilung ist maßgeblich beteiligt, hat 3,8 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Insgesamt betragen die Kosten rund acht Millionen Euro. „Was hier umgesetzt wird, hat für die ganze Stadt Vorbildcharakter“, sieht Senator Gaebler eine Art Blaupause für weitere Vorhaben. „Suchet der Stadt Bestes!“, bemüht der SPD-Politiker in diesem Zusammenhang gar die Bibel (Jeremia 29,7).
Auch Reinickendorfs Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU) will ihre Begeisterung nicht verbergen. „Hier entsteht etwas Phantastisches“, so die Kommunalpolitikerin wörtlich. Sie weiß um die Schwierigkeiten im Rollberge-Viertel, insbesondere auch um die hohe Kinderarmut. Sie sieht in dem Familienzentrum einen wichtigen Anlaufpunkt für die gezielte Förderung sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher. „Gegen Kinderarmut und gegen soziale Benachteiligungen … müssen wir alle gemeinsam kämpfen“, begründet gleichfalls Thomas Harms, Superintendent des Kirchenkreises Reinickendorf, das Engagement der Evangelischen Kirche.
Der Kirchenkreis wird ab Frühjahr 2026 im Erdgeschoss des sechsstöckigen Gebäudes das Familienzentrum und die Kita mit 80 Plätzen betreiben. Allein das Familienzentrum umfasst 750 Quadratmeter. Hier werden niederschwellige Angebote für Eltern ab der Schwangerschaft und für Familien mit Kindern bis zu drei Jahren zu finden sein. Zudem gibt es einen Kinderclub für Kids im Grundschulalter. Ein Mehrzweckraum dient vielfältiger Nutzung, steht bei Bedarf auch den Mietern des Quartiers zur Verfügung. In der Kita sollen Sprach- und Bewegungsförderung ein wichtiger Fokus sein.
Schon früher werden die darüber liegenden Geschosse mit Leben erfüllt. Bereits im Herbst 2024 könnten die ersten Mieter einziehen. Die insgesamt 126 Wohneinheiten bestehen aus 1 bis 5-Zimmerwohnungen von 30 bis 95 Quadratmetern Fläche. Die Hälfte von ihnen ist sozial gefördert, womit die Netto-Kaltmiete bei 6,50 Euro pro Quadratmeter zum Einstieg liegt. Die restlichen Einheiten sollen für eine Durchschnittsmiete von elf Euro angeboten werden. Wohnungen für kleine und größere Familien zu bezahlbaren Mieten, so heißt laut Gesobau-Vorstand Christian Wilkens die vorrangige Devise. „Wir wollen mit diesem Bau das negative Labeling des Rollberge-Viertels durchbrechen“, so Wilkens. Mitmachen seitens der Mieter bei der Wohnumfeldverbesserung ist übrigens ausdrücklich erwünscht. Im Rahmen von Urban Gardening wird es Hochbeete für den Selbstanbau von Obst, Gemüse und Pflanzen geben.ks