RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

Wolfgang Nieschalk (M.) sowie Hannelore und Bernd Gemeinhardt von der Initiative Waidmannslust
Wolfgang Nieschalk (M.) sowie Hannelore und Bernd Gemeinhardt von der Initiative Waidmannslust fordern eine Ausweitung der Tempo-30-Zone auf dem vielbefahrenen Waidmannsluster Damm (Bild: fle)

„Tempo 30, bevor Schlimmes geschieht“

Waidmannslust – Die Initia­tive Waidmannslust hat schon viel erreicht. Doch an einem bestimmten Punkt kämpft die engagierte Initiative verbissen weiter: „Wir möchten den Waidmannsluster Damm verkehrstechnisch beruhigen, und zwar komplett von der Dianastraße bis zum Oraniendamm“, erklärt Wolfgang Nieschalk, der gleichzeitig in der Initiative Waidmannslust sowie im Förderverein der Königin-Luise-Kirche tätig ist. „Wir wollen, dass der bereits bestehende 80 Meter lange Tempo-30-Abschnitt ausgeweitet wird, bevor noch etwas Schlimmes geschieht.“

Der Waidmannsluster Damm wird immer lauter und voller. Über ihn fahren viele Autofahrer von der Autobahn A 111 ab. Die Straße zu überqueren, sei mittlerweile gefährlich geworden. „An der Ecke Dianastraße vor OBI rennen die Fußgänger um ihr Leben, wenn sie auf die andere Straßenseite wollen“, sagt Hannelore Gemeinhardt von der Initiative. Vor allem die jungen und älteren Schülerinnen und Schüler, die hier zu einer der zahlreichen Schulen im Ortsteil gehen, gelte es zu schützen.

Es gab diverse Ortstermine mit der Polizei sowie Begehungen mit allen Fraktionen des Verkehrsausschusses im April 2019. Daraufhin wurden Anträge gestellt. Die AfD beispielsweise hat das Gehwegparken auf einem kleinen Abschnitt verbieten wollen, hingegen sprachen sich die Bündnisgrünen, die Linke und die SPD sich für ein einseitiges Parkverbot von der Hochjagdstraße bis zur Artemisstraße aus. 552 Unterschriften wurden bei einer Unterschriftensammlung gesammelt, um eine Verkehrsberuhigung der viel befahrenen Straße durchzusetzen. Die Polizei führte eine Woche lang eine Tempomessung im bereits bestehenden Tempo-30-Bereich durch. 92.000 Fahrzeuge wurden gezählt, sie fuhren im Durchschnitt im verkehrsberuhigten Bereich 38 Stundenkilometer, die gemessene Höchstgeschwindigkeit lag bei 92 km/h.

Balzer will mehr Blitzer

Der Bezirksbürgermeister Frank Balzer erläuterte im Herbst in einem Interview in der Berliner Abendschau die Forderungen der Initiative. Dort erklärte er: „Die Verkehrslenkung Berlin, die der Senatsverwaltung für Verkehr untersteht, hat festgestellt, dass das hier eine überörtliche Hauptstraße ist, die den Verkehr aufnehmen muss, denn wenn man ihn hier aus diesem Bereich verdrängt, geht er in diese kleinen Nebenstraßen, die dann stärker belastet werden, sodass wir bei den Rahmenbedingungen, die wir hier haben, auch damit leben müssen, dass es bei 50 km/h bleibt und dass diese Situation, und ich glaube, das ist das Entscheidende, durch mehr polizeiliche Kontrollen, durch den Einsatz von wesentlich mehr Blitzgeräten, hier überprüft werden muss.“

Er machte den Mitgliedern der Initiative jedoch keinerlei Hoffnung: „Sie müssen aber auch Verständnis dafür haben, dass ich nicht jeden Wunsch eines Anwohners, einer Initiative oder auch eines Wählers erfüllen kann, sondern ich muss irgendwo sehen, wie ich auch eine Gesamtsituation im Ortsteil im Blick habe.“ Die Antwort der Initiative an Balzer: „Wir werden Sie weiterhin nerven. Ganz einfach!“

Die Waidmannsluster Initiative hat nun Verstärkung bekommen. Es hat sich nämlich eine zweite Bürgerinitiative pro Verkehrsberuhigung gebildet: „Die Initiative Zabel-Krüger-Damm, die mit dem gleichen Problem des für die Straße viel zu hohen motorisierten Verkehrsaufkommens zu kämpfen hat wie wir“, sagt Nieschalk. Beide Initiativen werden eng miteinander kooperieren und planen im April ein Bürgerforum, auf dem den verkehrspolitisch Verantwortlichen aus BVV, Bezirk und Senat die Sorgen und Nöte der Bürger vorgetragen werden.

Zudem wurde auf dem Stammtisch am 20. Januar beschlossen, einen weiteren Anlauf gegen den Leerstand von Gewerbeimmobilien in Waidmannslust zu nehmen und eine Initiative gegen die Vermüllung rund um den S-Bahnhof zu starten.

fle

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.