Wittenau – Am 15. Juni nahmen Mitglieder des NABU Reinickendorf, unterstützt von Mitgliedern aus Pankow, Pflegearbeiten im Göschenpark vor. Dort gibt es viele Biotope, die vom NABU angelegt und betreut werden. Es ist der Heimatpark der Bezirksgruppe, denn hier war bis vor zwei Jahren ihr Treffpunkt. Bis 2022 stand neben dem östlichen Zugang zum Park das bekannte, bunte NABU-Haus, bevor es durch einen Sturm zerstört wurde und später abgerissen werden musste.
Mahd und Artenreichtum
Die meisten Wiesen im Zentrum des Parks werden auf Vorschlag des NABU nur noch ein Mal im Jahr, im Herbst, gemäht. So haben die Insekten das ganze Jahr über eine zuverlässige Nahrungsquelle. Gleichzeitig erhöht sich Jahr für Jahr der Artenreichtum der Blühpflanzen. Viele Insekten benötigen Pollen und Nektar von ganz bestimmten Pflanzen. Vielfalt an Blüten zieht Vielfalt in der Insektenwelt nach sich. Nicht nur Bienen, Käfer und Schmetterlinge profitieren von dieser Entwicklung, sondern auch ihre Jäger, die Vögel. Insbesondere während der Aufzucht der Jungvögel benötigen sie viel abwechslungsreiche Insektennahrung.
Biotope und Habitathügel
Um die Wiesen herum wird ein Streifen von ein bis zwei Metern Breite regelmäßig gemäht. Das ist die sogenannte Saum-Mahd. Sie zeigt den Parkbesuchern: Hier wird gepflegt, der Mittelteil wird bewusst stehen gelassen. Auch Schilder am Wiesenrand weisen darauf hin.
In Wiesennähe bieten zwei vom NABU angelegte Biotope mit ihren Hügeln aus Sand, Totholz und Steinen neue Lebensräume (Habitate) für Insekten und andere Tiere. Die meisten Wildbienen legen ihre Brutgänge im Sand an, einige nutzen auch die von Käfern vorgebohrten Löcher im Totholz. Eidechsen legen ihre Eier an sonnigen Orten im sandigen Boden oder unter Steinen ab. Igel und Marder ruhen sich gerne in Hohlräumen unter Ästen und Reisig aus. So bieten diese Habitathügel Nistgelegenheit, Schutz und Unterkunft für viele Tierarten.
Nahrung für Hummelköniginnen
Auf einer kleineren Wiese in der Mitte des Parks hat die Gruppe im Herbst 2022 Blumenzwiebeln für Frühblüher eingesetzt. Seitdem erfreuen Krokusse, Traubenhyazinthen und kleine Osterglocken nicht nur die Augen der Parkbesucher. Auch die ersten Hummelköniginnen finden hier im Frühjahr Nahrung nach der Winterruhe.
Um die Wiesen und Habitathügel noch besser zu schützen und ihren Artenreichtum auch längerfristig zu erhalten, führt der NABU zwei bis drei Mal jährlich Pflegeeinsätze im Park durch. Dabei werden die Hügel und ihre Randbereiche bestmöglich von überflüssigem Pflanzenbewuchs befreit. Die Wiesen werden auf Pflanzenarten aus fremden Ländern abgesucht, die sich hier zu stark ausgebreitet haben, beispielsweise die Kanadische Goldrute und das Kanadisches Berufkraut. Diese als invasiv bezeichneten Arten müssen samt Wurzel ausgerissen werden, ebenso wie Sämlinge von Bäumen und Sträuchern. Versäumt man das, würden die Wiesen bald verbuschen und die bunten Blumen samt ihren tierischen Besuchern verschwinden.
Die Anregung, Hügel aus Naturmaterialien anzulegen, wurde von der benachbarten Emil-Fischer-Schule aufgegriffen. Innerhalb eines Schulprojektes mit Schülerinnen und Schülern aus den Willkommensklassen entstanden auf den Schulwiesen zwei Biotope.
Christina Ladewig & Marlies Rother