Heinrich Straumer entwarf das Haus Zeltinger Straße 25. Foto: (c) BodoKubrak_Wiki

Von Frohnau bis Funkturm

Architekt Heinrich Straumer prägte das Stadtbild

Zu Beginn seiner Karriere hatte der Architekt Heinrich Straumer vor allem mit Gebäuden im Landhausstil Erfolg, von denen viele noch heute in Frohnau zu finden sind, wie das Haus Dr. Bordt in der Zeltinger Straße 25 von 1911. Eine ähnliche Anmutung weist auch der von ihm entworfene U-Bahnhof Thielplatz auf, der inzwischen in Freie Universität umbenannt wurde. Doch sein bekanntestes Werk ist sicherlich der Funkturm. Vor 100 Jahren war Baubeginn und zwar direkt im Anschluss an die erste Funkausstellung, die damals im Dezember stattfand. Knapp zwei Jahre später konnte der Turm bei der dritten Funkausstellung am 3. September 1926, feierlich eröffnet werden.

Zum Auftakt spielte das große Berliner Funkorchester unter der Leitung von Bruno Seidler-Winkler Beethovens Leonoren-Ouvertüre. Der Dirigent war als Pionier für Schallplattenaufnahmen bei der Deutschen Grammophon recht technikaffin. Im Anschluss an den Festakt besuchten die hohen Gäste aus Politik und Wirtschaft die Messe rund um das neue Medium Radio. Im Mittelpunkt standen vor allem Empfangsgeräte, sowie Antennen und Kopfhörer.

Ein „Funkpropagandafilm“ mit dem vielversprechenden Titel „Tod der Langeweile“, ein „ganz reizender und sehr geschickt aufgemachter Trickfilm“, sollte die Journalisten schon vorab in die richtige Stimmung für eine positive Berichterstattung bringen.  Die Vossische Zeitung betonte, es handele sich nicht nur um eine Messe für Bastler: „Auch der gewöhnliche Rundfunkteilnehmer findet hier mancherlei Belehrung.“

Recht nüchtern zollte die Deutsche Allgemeine Zeitung Heinrich Straumer Respekt für sein Monument, das zwar in erster Linie zum „Tragen einer Antenne“ diente, aber als „Aussichtsturm mit Restaurationsbetrieb“ gestaltet wurde: „Mit der Sicherheit und Handwerkskenntnis, die ihm eigen sind, hat der bekannte Berliner Architekt die ihm gestellte Aufgabe gelöst.“ Etwas schwärmerischer berichtete das Berliner Tageblatt vom „Bankett in luftiger Höhe“ am Eröffnungsabend: „Märchenhaft schön lag das nächtliche Berlin den Gästen zu Füßen, ein Lichtermeer von seltenem Zauber.“ Die damals 138 Meter hohe Konstruktion wurde als „das neue Wunder Berlins“ beschrieben. Die Börsenzeitung sah darin gar eine „neue Siegessäule des Westens“, da sie den „Sieg des menschlichen Geistes über Raum und Zeit“ symbolisiere.

Im August 1935 griff ein Feuer in der nahen Messehalle auch auf das holzvertäfelte Restaurant über. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Turm so stark beschädigt, dass er quasi nur noch auf drei Beinen stand. Die letzte große Restaurierung wurde 1987 anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins abgeschlossen.

Seit 1966 steht der Funkturm unter Denkmalschutz. Diese Ehre wurde auch einigen von Straumers Bauten in Frohnau zu Teil, in der Denkmalliste Berlins hat allein die Hohenheimer Straße gleich drei Einträge vorzuweisen – das Haus Sparmann, das Haus Trapp und das Haus Strohmaier,   Hausnummer 19, 31 und 36.

Boris Dammer