RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

Ein Mann mit vielen auf Paletten aufgestapelten Kisten.
Lewin Fricke mit TriqBriqs – Foto: bs

Was auf dem ehemaligen Flughafen jetzt passiert

Baugenehmigung für das Schumacher Quartier, Legosteine für Erwachsene und Design-Klobürsten

Tegel – Der Senat hat den ersten Bebauungsplanentwurf für das „Schumacher Quartier“ genehmigt, im Infocenter des ehemaligen Flughafens Tegel ist die Ausstellung „Material Culture“ eröffnet worden und draußen vor dem Infocenter wird das erste Holzhaus aus „TriqBriqs“ gebaut. Es tut sich etwas bei TXL, wie das Kürzel für die Nachfolgeprojekte auf dem Flughafen heißt. 

Lewin Fricke hebt einen „TriqBriq“ hoch und sagt, er sei ungefähr so schwer wie ein Bierkasten. Er ist so eine Art Legostein für Erwachsene. Mit den in sich sorgfältig konstruierten Holzklötzen lassen sich die Außenwände eines ganzen Hauses bauen. Holzklotz für Holzklotz, nur mit Buchenholzdübeln verbunden. Fricke legt Wert darauf, dass kein Beton oder Stahl verwendet wird. Die Bauwirtschaft sei mit den bisher hauptsächlich verwendeten Materialien global für bis zu 40 Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Vor dem Infocenter von TXL entsteht ein Holzpavillon für Veranstaltungen rund um das nachhaltige Bauen.

Im Infocenter führt Marija Marchuk durch die neu eröffnete Ausstellung „Material Culture“. Sie soll die vielen Verbindungslinien zwischen der Vergangenheit und der Zukunft auf diesem historisch wichtigen Gelände aufzeigen. Vor genau 50 Jahren wurde der Flughafen mit dem Hexagon-Empfangsgebäude eröffnet. Die Architekten Gerkan, Marg und Nickels kamen gerade von der Uni. Es sollte der erste große Wurf der später als GMP firmierenden Architekten werden. In der Ausstellung sind alte Pläne zu betrachten. Alles setzt sich geometrisch aus Dreiecken zusammen. Museumsleiterin Marchuk kann ausführlich über die bis in die Philosophie reichenden Gedanken dahinter berichten. 

Aber es wird auch handgreiflicher. Alle möglichen Gebrauchsgegenstände wurden bis ins letzte Detail gestaltet. Dazu gehörten zum Beispiel Klobürsten. Abbildungen sind zu bewundern. Doch nicht nur die Vergangenheit wird in dieser Ausstellung thematisiert, die bis Ende November jeweils an den Wochenenden auch für die Öffentlichkeit zu besichtigen ist. In dieser Zeit gibt es jeden Sonntag um 11.30 Uhr eine kostenlose Führung. Im neu eröffneten Raum unterhalb der eigentlichen Ausstellungsräume geht es um die Baustoffe der Zukunft. Auch ein TriqBriq ist zu sehen. Immer wieder geht es um den Grundstoff Holz, der in der Verarbeitung als besonders klimaverträglich gilt. Vor allen Dingen, wenn er aus der näheren Umgebung kommt. 

Das geplante Schumacher Quartier soll hauptsächlich aus Holz gebaut werden. 5.000 Wohnungen für etwa 10.000 Menschen sind geplant. Schon lange gibt es viele bunte Bilder aus dem Computer, wie das Leben in dem neuen Viertel einmal aussehen soll. Aber die Realität ist nicht so schnell wie die digitale Welt. Jetzt ist ein großer Schritt in Richtung Spatenstich und Bauanfang getan worden. Der Senat hat einem ersten „Bebauungsplanentwurf“ in der östlichen Ecke des Flughafengeländes zugestimmt. Jetzt muss er noch dem Abgeordnetenhaus vorgelegt werden. Doch alle gehen davon aus, dass es bald losgehen kann.

Der erste Bauabschnitt umfasst 810 Wohnungen. Bereits 2028 sollen die ersten Mieter in die nach neuesten klimaerträglichen Erkenntnissen gebauten Wohnungen einziehen können. Das ist aber erst ein Teil des Geländes. Für weitere Genehmigungen muss der Konflikt mit der bundeseigenen Autobahn GmbH beigelegt werden. Sie fordert, dass die bisher geplanten Wohnbauten mindestens 40 Meter entfernt vom unter dem Gelände verlaufenden Autobahntunnel sein müssen.

Boris Dammer