„Das soziale Verhältnis von Lehrern zu Schülern spielt eine ganz entscheidende Rolle für den Lernerfolg“, ist sich Brita Tyedmers von der Schulaufsicht der Oberschulen sicher. Aber wie wird die Motivation bei den kleinsten Grundschülern gehalten, bei denen die Neugier auf Schule und Lernen oft noch besonders groß ist?
„Um die Kinder zu motivieren, biete ich individuelle Videokonferenzen und auch Treffen im Freien vor der Schule an“, berichtet Klassenleiterin Anja Rosenow, die für 23 Schüler in einer JÜL-Klasse (jahrgangsübergreifendes Lernen [„JüL“] in jahrgangsgemischten Lerngruppen) der ersten drei Klassenstufen verantwortlich ist. Sie gibt wöchentlich zwei Stunden Videounterricht über MS-Teams, differenziert in Kleingruppen bis maximal neun Schülern. Parallel dazu gibt es Arbeitsblätter und Aufgaben im Arbeitsheft, von denen ihr die Eltern Fotos oder Ausdrucke schicken. Auf einer digitalen Pinnwand gibt es freiwillige Angebote wie Rätsel und auch Lernvideos. „Ich versuche, bei den Eltern den Druck rauszunehmen. Leider verfügt nicht jeder Haushalt über eine gute technische Ausstattung“, erzählt Rosenow, die zusätzlich Mitglied der erweiterten Schulleitung an der Kolumbus-Grundschule in Reinickendorf-Ost ist. Alle Klassenleiter starteten dort im Herbst eine Anfrage über die IT-Ausstattung in den Haushalten, so dass bei fehlendem Drucker die Arbeitsbögen individuell per Post versendet werden. Die Schule erhielt gerade rechtzeitig vor dem Lockdown 350 vom Senat eingerichtete Tablets, die es galt unter den 700 Schülern zu verteilen. Die Lehrer hingegen wurden nicht berücksichtigt und müssen ihr Privat-Equipment nutzen. Schulschließungen treffen meist aus sozioökonomischen Gründen benachteiligte Kinder. Dafür sind die Schulsozialarbeiter extrem gefordert, die bei Kindswohlgefährdung die Schüler zur Kleingruppenarbeit direkt in die Schule einladen.
Auch die Schulaufsicht weiß: „Der eine oder andere kann schon verloren gehen.“ Wann das Schulleben wieder live stattfinden kann, werden Rosenow und ihre Lehrerkollegen wohl vom RBB erfahren, da die Informationspolitik des Senats zu wünschen übrig lässt.
dsd