Waidmannslust – Der ganze Ort Waidmannslust mit eigener Bahnstation war im Grunde die Idee des gewieften Försters Ernst Bondick, der im Auftrag seines Gutsherren Land von einer Bauernwitwe aus Lübars erwerben sollte. Als Bondick realisierte, wie günstig der Preis war, witterte er sofort ein großes Geschäft und kaufte sich auf Pump so viel Grund, wie er bekommen konnte. Daraufhin wurde er entlassen und baute sich zunächst eine Existenz als Gastwirt auf. Sein Lokal nannte er „Waidmannslust“.
Da die seit 1877 bestehende Nordbahn nur in Hermsdorf und Dalldorf, dem heutigen Wittenau, Halt machte, versuchte der Wirt, die Bahngesellschaft vom Nutzen einer neuen Station zu überzeugen. Die Verhandlungen verliefen etwas zäh, und die Legende will es, dass just an jenem Tag, als die Verantwortlichen der Bahn kamen, der Gastwirt alle Freunde und Bekannten zu sich eingeladen hatte, so dass die Prüfer sich, vom Fahrgastaufkommen beeindruckt, für die gewünschte Haltestelle aussprachen. Die Baukosten für den Bahnhof hatte Bondick allerdings alleine zu tragen, womit er sich auch einverstanden erklärte. Im Mai 1884 konnte die Station „Waidmannslust“ eröffnet werden. Der Name rief jedoch den Ärger von Bauern aus dem Nachbardorf hervor, die auf „Lübars“ bestanden, letztendlich aber keine Umbenennung durchsetzen konnten.
Obwohl es die Haltestelle 1896 ja bereits eine Weile gab, wurde in den „Berichten über die Verhandlungen des Hauses der Abgeordneten“ aus diesem Jahr die geplante Siedlung noch sehr zurückhaltend beurteilt: „Die Kolonie Waidmannslust ist von Anfang an von den Grundstückseigenthümern für die landhausmäßige Bebauung bestimmt und eingerichtet worden. Der Bezirk von Dalldorf bietet allerdings in landschaftlicher Hinsicht sehr wenig und entbehrt auch der bequemen Verbindung mit Berlin, so daß auf eine baldige landhausmäßige Bebauung kaum zu rechnen sein wird.“ Der Bericht stellte zudem fest „daß die Bauspekulation sich in diesem Kreise im Allgemeinen in bescheidenen Grenzen gehalten hat.“ Mit der Zeit setzte sich Bondicks Idee jedoch durch und es entstanden immer mehr Häuser.
Zunächst verlief die Bahnstrecke noch ebenerdig; erst um 1910 wurden die Gleise auf einer Brücke verlegt, als der Bahnhof vom selben Architekten in seiner heutigen Gestalt entstand. Von Karl Cornelius stammen unter anderem auch die Pläne für die Bahnhöfe Yorckstraße, Tegel und Wittenau.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das gesamte Berliner S-Bahnstreckennetz von der Deutschen Reichsbahn in der DDR betrieben. Nur drei Tage nach Beginn des Mauerbaus 1961 erklärte Willy Brandt in einer Rede vor dem Rathaus Schöneberg: „Es ist unzumutbar, dass die Westgeldeinnahmen der S-Bahn für den Einkauf des Stacheldrahts verwendet werden.“ Der Boykott der S-Bahn-Strecken führte dazu, dass 90 Prozent der Fahrgäste auf die parallel eingerichteten Buslinien umstiegen – was mit den Jahren zur Verwahrlosung der Bahnhöfe führte. Stillgelegt wurde der Bahnhof Waidmannslust ausgerechnet im Jahr seines hundertjährigen Jubiläums 1984. Aufgrund von Anwohner-Protesten wurde der Betrieb allerdings bereits neun Monate später wieder aufgenommen. Ende 2012 wurde auch endlich der fünf Jahrzehnte zuvor zugemauerte zweite Zugang nach einer 900.000 Euro teuren Renovierung wieder geöffnet.