Wohin läuft das Parkläufer-Projekt?

Reinickendorf/Bezirk – In und um Parks begegnen sich viele Menschen mit unterschiedlichen Interessen: junge und alte, laute und leise, langsame und schnelle, ordentliche, umweltbewusste und nachlässige, Frühaufsteher und Nachteulen … Konfliktpotenzial ist programmiert und durchaus auch in Reinickendorf gegenwärtig. Seit 2019 stellt sich dem ein Pilotprojekt entgegen, das zunächst bis Ende dieses Jahres geplant ist.

Pilotprojekt zur Förderung von Sicherheit und Sauberkeit

Die sogenannten Parkläufer gehen als Ansprechpartner, Impulsgeber und Konfliktlöser durch ausgewählte Grünanlagen und sollen für mehr Sicherheit, Sauberkeit – und eben gutes Miteinander – sorgen. Das Konzept habe sich im Bezirk, der sich um die Realisierungsregie kümmert, „in kurzer Zeit etabliert und fand sowohl auf politischer Ebene als auch in der Öffentlichkeit sehr positiven Zuspruch […]. Das subjektive Sicherheitsgefühl wurde durch deren [die Parkläufer, Anm. d. Red.] Präsenz deutlich erhöht, und auch Vermüllung und Auseinandersetzungen in den Parks konnten merklich vermindert werden“, urteilt das Bezirksamt aktuell und bekundet „großes Interesse an einer Fortführung“. Weil Finanzier aber die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt ist, bestehe nur bedingt Einfluss auf die Zukunft; eigene Mittel stünden nicht zur Verfügung.

Einsatzgebiete der Parkläufer im Bezirk Reinickendorf

In den vier Jahren von 2019 bis 2022 flossen von der Landesebene mehr als 1,6 Millionen Euro für die Reinickendorfer Parkläufer, für 2023 kam zuletzt allein noch mal knapp eine halbe Million dazu. Zurzeit werden davon Parkläuferteams in zwei „Parkgruppen“ bezahlt: Die eine ist die touristisch geprägte Gruppe „Tegel“ mit Greenwich- und Uferpromenade Tegeler Hafen sowie Medical Park; die andere, „Reinickendorf“, fokussiert mit Schäfersee-, Kienhorst- und Klemkepark samt Breitkopfbecken eher auf eine Art ‚Sorgenkinder‘: Aufgrund der stark städtisch geprägten Lage komme es hier zu ‚klassischen‘ Konflikten zwischen Naturschutz und Nutzungsdruck, heißt es vom Bezirksamt, aber auch zu solchen durch Lärmbelästigung und Drogenkonsum. Die Parkmanager haben es also, je nach Ort und Tageszeit, mit unterschiedlichen Herausforderungen zu tun und müssen ihnen begegnen, ohne selbst Ahndungsmöglichkeiten zu haben.

Vielseitige Aufgaben der Parkläufer-Teams

Im August trifft die RAZ Maria José Flores und Yahya (Foto) am Schäfersee – vor dem grünen Container, der Schutz vor Wind und Wetter bietet, und als Bürgeranlaufstelle dient. Dienstags zwischen 17 und 18 Uhr findet hier etwa eine Sprechstunde mit Elisabeth Jedan vom mit der Projektausführung betrauten Unternehmen „think SI³“ statt, die auch heute vor Ort ist. Als für Reinickendorf zuständige Parkmanagerin koordiniert sie Einsätze, wertet Meldungen aus, schlägt die kommunikative Brücke zum Bezirksamt sowie zu Netzwerkpartnern: „Die Aufgabe der Parkläufer-Teams besteht bei weitem nicht nur aus Mahnen“, betont Jedan. Es gehe darum, für Verständnis und Miteinander zu werben, Tipps zu geben, auch Kompromisse zu finden. „Und was vor allem wichtig ist: Allein die Präsenz hilft ja schon. Niederschwellig steigert sie bereits erheblich das Sicherheitsempfinden der Besucher.“

Umfrageergebnisse und Wahrnehmung der Parkläufer

Dass die vielseitige Arbeit der Parkläufer noch bekannter wird, dürfte in aller Interesse sein. Eine im Frühjahr/Sommer erst durchgeführte Umfrage legt nahe, dass es hier noch Luft nach oben gibt – allerdings nahmen mit 115 nur wenige Menschen überhaupt daran teil. Yahya und Maria José Flores berichten von guten Erfahrungen und positiver Wahrnehmung ihrer Tätigkeit. „Kinder kommen ganz neugierig auf uns zu, wollen wissen, wer wir sind und was wir machen“, erzählt der große Parkläufer mit den freundlichen Augen, der mit kleinen und großen Besuchern auf Deutsch, Englisch und Arabisch kommunizieren kann. Seiner aus Ecuador stammenden Kollegin haben es Ältere angetan: „Sie freuen sich oft über jemanden zum Reden, und ich finde, sie haben einfach immer etwas Interessantes zu erzählen.“

Ausblick auf die Zukunft der Parkbetreuung

Ob Maria José Flores und Yahya auch im Frühjahr noch unterwegs sein werden … Auf diese Entscheidung müssen sie und müssen die Menschen in Reinickendorf und andernorts in der Stadt noch warten. Wie das Bezirksamt bewertet auch die zuständige Senatsverwaltung die Parkbetreuung als sehr positiv; daher solle das Projekt verstetigt werden, schreibt sie: „Perspektivisch sollen die Mittel direkt in die Bezirkshaushalte eingestellt und die Parkbetreuung somit zur Regelaufgabe der Bezirksämter werden.“ Für die nächsten zwei Jahre seien entsprechend Gelder angemeldet. Aber „das Haushaltsgesetz für den Doppelhaushalt 2024/2025 wird frühestens Ende 2023 beschlossen werden“. Parkmanagerin Elisabeth Jedan: „So etwas kennt unser Unternehmen schon, das ja in mehreren Projekten aktiv ist. Und wir haben noch immer eine Lösung gefunden, um notfalls auch zu überbrücken. Nichtsdestotrotz ist die aktuelle Ungewissheit natürlich nicht schön, und ich wünsche mir und unseren Parkläufern wirklich, dass wir zuversichtlich in die Zukunft blicken können.“

Inka Thaysen

Eine Frau an einem Tisch mit Broschüren. Sie hält einen Regenschirm über sich.
Solange es nicht zu ungemütlich wird, bietet die Reinickendorfer Parkmanagerin Elisabeth Jedan am Schäfersee auch Sprechstunden an. Foto: ©think SI³ UG
Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.