Plakate und Tafeln einer Ausstellung mit großformatigen Fotoaufnahmen und Text. Vorn sieht man einen Aufsteller mit Marlene Dietrich.
Ausstellung in der Stauffenbergstraße 13-14 | Foto: Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Würdigung des weiblichen Widerstands

Eine Ausstellung gedenkt bis zum 3. November der NS-Gegnerinnen

Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand stellt in einer kostenlosen Sonderausstellung „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ in den Mittelpunkt. Zu den dort Porträtierten gehört auch Hilde Coppi, die 1942 von der Gestapo festgenommen und im Jahr darauf hingerichtet wurde. Die RAZ berichtete über sie anlässlich der Berlinale-Premiere von „In Liebe, Eure Hilde“ im Februar.

Widerstand aus dem Ausland wird ebenfalls in der Ausstellung thematisiert. Zu den prominentesten Gegnerinnen der Nazis zählt Marlene Dietrich, die sich neben ihrer Filmkarriere in Hollywood für die deutschen Emigranten in den USA einsetzte und im Zweiten Weltkrieg als Truppenbetreuerin die amerikanische Armee in Europa unterstützte. Erika Mann, die Tochter des Schriftstellers Thomas Mann, agierte seit 1933 aus der Schweiz gegen die Nazis als Teil des Kabaretts „Pfeffermühle“. Später war sie als Kriegsberichterstatterin für britische und amerikanische Medien tätig.

Neben den bekannten Namen, zu denen auch Hannah Arendt und Sophie Scholl gehören, soll vor allem ein großer Querschnitt der Gesellschaft gezeigt werden. Oft waren es nur unspektakuläre Aktionen, die dennoch Mut in Zeiten erforderten, in denen schon der Zweifel am deutschen „Endsieg“ als „Wehrkraftzersetzung“ galt und im schlimmsten Fall mit dem Tod bestraft werden konnte.

In Hermsdorf erinnern seit 2008 ein Stolperstein an die Ärztin Ilse Kassel und ihre Tochter. Ilse übernahm die Praxis des Vaters und setzte sich für die Abschaffung des Paragrafen 218 ein, der Schwangerschaftsabbrüche unter Strafe stellte. Die Unterstützung des kommunistischen Widerstands brachte Ilse ins Gefängnis, wo sie während der Untersuchungshaft ihre Tochter Edith zur Welt brachte, die die ersten drei Lebensjahre bei ihrer Tante verbrachte. Nach der Haft wurde Ilse Klasse zu Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie verpflichtet. Nachdem ihr zunächst die Flucht mit Edith gelang, kam sie bei einer ehemaligen Patientin unter, wurde dort aber von der Gestapo aufgespürt. Der Verhaftung entging sie durch Suizid, während ihre Tochter 1944 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet wurde.

Die Stenotypistin Dagmar Petersen war eine Mitstreiterin aus dem engsten Kreis um den Scharfenberg-Schüler Hanno Günther und verteilte Flugblätter gegen das Regime. 1941 wurde sie verhaftet. Während Hanno hingerichtet wurde, verurteilte man Dagmar zu sieben Jahren Zuchthaus wegen „Beihilfe zur Vorbereitung zum Hochverrat“. 2010 starb sie in München wenige Wochen vor ihrem 90. Geburtstag.

Auch Dorothee Poelchau hatte das Glück, das Dritte Reich zu überleben. Sie war verheiratet mit dem Gefängnispfarrer von Tegel, Harald Poelchau, der geheime Post der Insassen an Angehörige herausschmuggelte. Trotz seinees intensiven Einsatzes für Verfolgte der NS-Diktatur – sie versteckten jüdische Mitbürger – blieb das Paar unentdeckt.

Interessierten stehen die Türen der Gedenkstätte Deutscher Widerstand noch bis zum 3. November täglich bis 18 Uhr offen.

Boris Dammer