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Über den Wolken … ist schwer was los

Tegel – Am 8. November 2020 um 15 Uhr startete ein Flugzeug der französischen Airline zum allerletzten Mal ab TXL in Richtung Paris. Dann machte Tegel dicht.

Seit fast genau einem Jahr ist der TXL Geschichte. Der Fluglärm ist damit aber noch nicht passé. Ruhe ist am Himmel über Berlin nicht eingekehrt. Viele Anwohner in Reinickendorf ärgern sich über die Hobbyflieger, die ihre weitläufigen Kreise über das Gelände des alten TXL ziehen.

Achim Singer wohnt in Reinickendorf An der Koppel, auf seinem überdachten Balkon entspannt er gern. Das „Geknatter“ kleinmotoriger Flieger trübt die Stimmung allerdings. „Den Flugplan vom TXL kannten wir recht gut und konnten uns drauf einstellen,“ sagt Singer, „aber die Freizeitpiloten fliegen, wann sie wollen. Gerade an den Wochenenden sind bei gutem Wetter viele Leichtflugzeuge unterwegs.“ Der Lärm von Cessnas oder Pipers sei dauerhafter und dadurch wesentlich „enervierender“.

Wie Singer geht es auch anderen Anwohnern in Reinickendorf – aber auch in anderen Berliner Bezirken. Denn seit der TXL-Schließung ist der für private Flieger bis dato gesperrte und kontrollierte Luftraum freigegeben worden. Jetzt wird nur noch der Luftraum im Südosten Berlins um den BER kontrolliert. Allerdings gibt es auch „Flugbeschränkungsgebiete“ für die Hauptstadt, die befinden sich über dem Regierungsviertel und über und um den Forschungsreaktor in Wannsee. Für Hobbyflieger übt das alte Flughafengelände jetzt große Anziehungskraft aus – zum Leidwesen einiger Lärmgeplagter.

Gibt es Möglichkeiten, den privaten Flugbetrieb zu regulieren? Aus Sicht der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gäbe es in der Tat Lärmschutz-Gründe, die gegen die bisherige Praxis von Flügen nicht-gewerblicher Kleinflugzeuge über dichtbesiedelten Wohngebieten sprechen, teilte die Senatsverkehrsverwaltung auf Anfrage der RAZ mit.

Das Land Berlin würde die Flugbewegungen mit nicht-gewerblichen Kleinflugzeugen (Luftfahrzeugen unter Sichtflugbedingungen) über dichtbesiedelten Wohngebieten daher zwar gern reduzieren. Dafür müssen aber zahlreiche Akteure im deutschen und auch im europäischen Gefüge einbezogen werden, denn solche Änderungen erfordern vielschichtige rechtliche und flugverfahrenstechnische Schritte.

„Das Land hat sich diesbezüglich bereits auf Arbeitsebene an den Bund gewandt, der hier der erste Ansprechpartner ist. Mit einer zeitnahen Lösung der Problematik ist aber nicht zu rechnen, weil das Land nach gegenwärtiger Rechtslage keine direkten Eingriffsmöglichkeiten und keinen Gestaltungsspielraum in Bezug auf die Luftraumnutzung über Berlin hat“, teilte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz mit. ajö

Foto: bod

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.