Die 15 nagelneuen Juniorbikes sind ein Hingucker. In leuchtendem Rot oder in Neongrün können die stylischen Räder kaum übersehen werden. An diesem Vormittag im Februar wecken sie das Interesse der Schüler an der Lauterbach-Grundschule. Eine Klasse ist zum Probetraining geladen. In Reih und Glied stehen die Mädchen und Jungen hinter den Objekten der Begierde, wollen am liebsten gleich losfahren. Doch vor dem Aufsitzen ist noch Aufsetzen angesagt, denn ohne Helm fährt gar nichts.
Der heutige Übungsleiter Eric Pidun, ein ehemaliger Profi im Straßenradsport, erläutert die Strecke vor dem Schulgebäude am Senftenberger Ring. Beschleunigen, Bremsen, Slalom durch Stangen, Umfahren von Signalhütchen, Wendemanöver und passgenaues Durchfahren von Holzlatten stehen auf dem Programm. Sehr zur Freude wird dann endlich gefahren. Die meisten Kids lassen es vorsichtig angehen, außer einem Katzenauge kommt nichts und niemand zu Schaden.
„Wir wollen die Koordination, die Motorik und das Gleichgewicht auf zwei Rädern schulen“, erläutert Projektleiter Marco Dames. Die Aktion ist Teil eines in diesem Schuljahr gestarteten Pilotprojektes mit dem einfachen, wie treffenden Namen „zweirad“. Ins Leben gerufen von der Berliner Gesellschaft Gesundheit und Sport sowie dem Bildungsverbund Märkisches Viertel wird es unterstützt von der Stiftung Berliner Sparkasse, der GESOBAU-Stiftung und dem Fahrradhändler RADhaus. Zudem ist der Landessportbund mit Akteuren dabei. Die Hardware stammt vom Bielefelder Kinder- und Jugendräderproduzenten „scools“. Reinickendorf ist das erste lokale Versuchsfeld.
Mit von der Partie sind alle vierten Klassen der Grundschule an der Peckwisch, der Charlie-Chaplin-Grundschule, der Chamisso-Grundschule, des Campus Hanna Höch und eben der Lauterbach-Grundschule. Jeweils zwei Unterrichtsstunden Theorie und Praxis sind alternierend auf dem Stundenplan. Auch Ausflüge soll es geben. „Eine tolle Sache“ freut sich Schulleiterin Petra Alex. „Es ist hoffentlich nicht nur ein Strohfeuer“, bemerkt sie weiter in einer Gesprächsrunde mit Initiatoren, Förderern und Multiplikatoren. Das MV sei in Anbetracht seines multikulturellen und sozialen Charakters ein geeignetes Areal, heißt es in diesem Kreise unisono.
Günter Müller, Geschäftsführer der BEGSpo, möchte das Projekt auf Dauer etablieren. Es steht und fällt mit der Finanzierung. Direkte öffentliche Gelder gibt es bisher nicht, im Berliner Senat herrscht Zurückhaltung. Eine Initiative in der Bezirksverordnetenversammlung ist auf den Weg gebracht.
ks