„Tanzen hat immer mit Nähe zu tun“

Es ist still im kleinen Saal. Keine Musik, kein Klackern von Schuhen auf dem Tanzparkett. Die Corona-Pandemie hat die Tanzschulen besonders hart getroffen. Existenz- ängste machen sich breit, wie lange Tanzlehrer und Schulen ohne Tänzer noch durchhalten können.

„Freitag, der 13. März, war ein schwarzer Tag für mich“, erinnert sich Peter Mangelsdorff, „denn es war mein letzter Arbeitstag. Seitdem ist die beliebte Tanzschule in Alt-Tegel 36, in der normalerweise bis zu 350 Schülerinnen und Schüler nahezu jeder Altersklasse pro Saison das Tanzbein schwingen, verwaist. Vier ADTV-Tanzschulen (Allgemeiner Deutscher Tanzlehrerverband e.V.) gibt es im Berliner Norden, zwölf in ganz Berlin. Hinzu kommen die vielen kleinen Tanzschulen und -vereine, die nun alle in eine ungewisse Zukunft blicken.

„Tanzen hat immer etwas mit Nähe zu tun – mit eineinhalb Metern Abstand funktioniert das nicht“, erklärt der Inhaber der Tanzschule, die seit 134 Jahren existiert. Peter Mangelsdorff ist hier groß geworden. Neben seiner aktiven Laufbahn als Profitänzer – von 1978 bis 1987 war er mehrmaliger Europa- und Worldcup-Finalist bei den Professionals über zehn Tänze – übernahm er die Leitung der Tanzschule. Jetzt hängt er mit seinen Tanzlehrerinnen Melanie Martini und Tochter Cindy Jörgens (Foto) in der Luft.

Der große Tanz-in-den-Mai-Ball im Palais am See, die Italian Night am 21. März und die Motto-Party zu Pfingsten wurden abgesagt, 18 Tanzkurse pro Woche mittendrin abgebrochen. Hinzu kommen 13 beendete Kurse im angegliederten Club TSZ Blau Gold Berlin mit seinen rund 300 Mitgliedern. Während in anderen Bundesländern wie auch in Brandenburg die Tanzschulen langsam wieder öffneten, blieben in den Berliner Tanzschulen Scheinwerfer und Musik abgeschaltet.

Aber es gibt Lockerungen: Minikurse beim TSZ können nun anlaufen, und auch die Tanzschule kann – mit Auflagen – wieder starten. „Seit Montag geben wir nun wieder Unterricht – mit wenigen Tanzpaaren und begrenztem Angebot. Definitiv werden wir dann ab 10. August wieder richtig durchstarten“, fügt Mangelsdorff hinzu.fle

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.